Ära endet: Tausende Gasthöfe schließen in Baden-Württemberg

Viele gut gelaunte Menschen sitzen beim schönem Wetter draußen auf einer Terrasse oder in einem Biergarten eines Gasthauses und trinken und essen etwas in großer Gesellschaft und heiterer Stimmung. Viele Gasthöfe in Baden-Württemberg müssen schließen.
Symbolbild © istockphoto/gianliguori

Leere Stühle und geschlossene Türen. In Baden-Württemberg werden wir uns von tausenden Gasthöfen verabschieden müssen. Mit diesem gefährlichen Trend geht ein ganzes Stück Kultur verloren.

Wo früher geselliges Lachen und der Duft von frisch gekochten Speisen die Luft erfüllten, herrscht nun gähnende Leere. Wenn jetzt nichts geschieht, werden weitere tausende Gasthöfe in Baden-Württemberg wegsterben.

Ohne Gasthöfe wächst die Gefahr der Isolation, vor allem für ältere Menschen

Sollte sich dieser dramatische Trend weiter fortsetzen, wird dies schreckliche Folgen für das gesellschaftliche Leben im Ländle haben. Denn ein Gasthof ist so viel mehr als nur ein Ort zum Essen und Trinken. In vielen Dörfern ist er das Herz der Gemeinschaft. Er ist ein Treffpunkt für Jung und Alt, Schauplatz von Familienfeiern, Stammtischen und Versammlungen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie alarmierend die Lage bereits ist. Vor der Coronazeit gab es in Baden-Württemberg tausende Gasthöfe mehr als heute. Rund 30.800 Wirtschaften konnte das Bundesland vorweisen. Inzwischen sind es gerade einmal 27.000. Das ist ein Verlust von fast 4.000 Betrieben in nur einigen Jahren. Doch damit nicht genug: Experten gehen davon aus, dass allein innerhalb der nächsten fünf Jahre weitere 4.000 Gasthöfe schließen werden.

Dieser Rückgang hat viele Ursachen. Explodierende Energie- und Lebensmittelpreise, die gestiegenen Personalkosten, der anhaltende Fachkräftemangel und eine zunehmend anspruchsvolle Bürokratie setzen Gastronomen massiv unter Druck. Viele können schlicht nicht mehr mithalten und geben auf – oft nach Generationen erfolgreicher Familientradition. Dass tausende Gasthöfe sterben, macht sich vor allem im ländlichen Gebiet Baden-Württembergs bemerkbar. Wo es früher das Wirtshaus um die Ecke gab, müssen Menschen nun kilometerweit fahren, um überhaupt noch eine Gaststätte zu finden. Die Gefahr: Die Orte verlieren an Lebensqualität und die soziale Isolation nimmt zu. Gerade für ältere Menschen gibt es immer weniger Anlaufstellen.

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Gerade der ländliche Raum macht einen dramatischen Wandel durch

Ganz aufhalten lässt sich der Rückgang wohl nicht, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, solchen Lokalitäten das Überleben zu erleichtern. Steuerliche Entlastungen und weniger Bürokratie würden besonders kleinen Betrieben helfen. Weitere Förderprogramme speziell für Traditionsgasthöfe wären ebenfalls extrem wichtig. Die Politik müsste sich auch gerade an junge Menschen richten. Oft sind diese zu besorgt, ins Geschäft einzusteigen. Hier muss man aufeinander zugehen, anders geht es nicht.

Wenn sich nichts ändert, müssen noch mehr Orte in Baden-Württemberg ohne ihre geliebten Gasthöfe dastehen. Was dann bleibt, sind leere Stühle und geschlossene Türen – sowie eine Gesellschaft, die ein Stück ihrer Identität verliert.