Ära endet: Traditionsfirma schließt komplett in Baden-Württemberg

Eine große Fabrikhalle mit mehreren Arbeitern. Das Bild zeigt einen großen Gang, der durch eine große Zahl an Stromkästen führt. In der riesigen Produktionshalle wird wohl Energie umgewandelt.
Symbolbild©imago/NurPhoto

Nach über eineinhalb Jahrhunderten geht eine industrielle Erfolgsgeschichte in Baden-Württemberg zu Ende. Eine Traditionsfirma schließt komplett – ein Schock für die Region, die Belegschaft und viele treue Wegbegleiter.

Nach über 150 Jahren endet eine Ära im Süden Deutschlands. Eine traditionsreiche Firma schließt ihre Tore – trotz Protesten, Hoffnung und langer Geschichte.

Nach Hoffnung und Protesten: Traditionsfirma schließt komplett

Was tun, wenn selbst jahrzehntelange Erfahrung und Qualität nicht mehr ausreichen? Diese Frage stellt sich derzeit in einer Stadt in Baden-Württemberg. Dort wird eine der ältesten Maschinenbaufirmen des Landes bald Geschichte sein. Die Entscheidung ist längst gefallen: Ende Oktober ist Schluss, und zwar für immer.

Die Belegschaft, also 270 Beschäftigte, hatte bis zuletzt gehofft, demonstriert und gebangt. Doch der Kampf war vergeblich. Die Leitung des Unternehmens, seit 2020 in der Hand der Karl Mayer Gruppe, begründet das Aus mit rückläufigen Umsätzen und wirtschaftlichem Druck. Der Geschäftsbereich, um den es geht, soll komplett eingestellt werden. Eine Nachricht, die nicht nur im Unternehmen selbst für Entsetzen sorgt. Auch Gewerkschafter wie die IG Metall zeigen sich fassungslos.

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Kein Käufer und keine Kompromisse

Die Kritik wiegt schwer: IG Metall kritisiert, dass bisher keine Investoren für den traditionsreichen Geschäftsbereich gefunden wurden. Damit steht fest: Nach über 150 Jahren verschwindet der Strickmaschinenhersteller Stoll aus Reutlingen von der Bildfläche. 1873 in Riedlingen gegründet, galt die Firma lange als technisches Aushängeschild der Region – mit zahlreichen Patenten und einem weltweit geschätzten Know-how im Bereich Flachstrickmaschinen.

Für die Beschäftigten bedeutet die Schließung nicht nur den Verlust des Arbeitsplatzes, sondern auch das Ende einer Ära. Immerhin: Ein Sozialplan wurde aufgestellt. Die Abfindungen liegen je nach Altersgruppe zwischen 0,25 und 0,45 Bruttomonatsgehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit. Zudem ist eine Transfergesellschaft geplant, die beim Übergang in neue Arbeitsverhältnisse helfen soll. Trotzdem bleibt der bittere Beigeschmack. Für viele in der Region war Stoll mehr als nur ein Arbeitgeber: Es war Identität, Tradition und Stolz. Was bleibt, ist die Frage, ob alles wirklich alternativlos war. Und der leise Abschied einer großen Firma, der viele sprachlos zurücklässt.