
Ein Stück Heimat verschwindet: Wegen neuer Automaten wird es auf den Bodensee-Fähren bald keinen Kaffee mehr mit Plausch an der Theke geben. Ein emotionaler Abschied für viele Fahrgäste.
Der Duft von frischem Kaffee weicht kalter Technik: Auf den beliebten Bodensee-Fähren steht mit neuen Automaten ein einschneidender Wandel bevor.
Ohne Ausnahme: Die deutsche Gastro-Krise macht auch vor den Bodensee-Fähren keinen Halt
Eine Ära geht zu Ende: Die beliebten Bistros auf den Fähren zwischen Konstanz und Meersburg schließen ab Januar. Der aktuelle Pächter, die Midce GmbH, wirft das Handtuch. Damit verschwindet nicht nur ein Stück Tradition, sondern auch der persönliche Kontakt und die gemütliche Atmosphäre, die für viele Fahrgäste einfach dazugehört. Der Grund dafür ist ebenso einfach wie hart: Es findet sich kein Personal mehr. Als Lösung setzt man auf den Bodensee-Fähren nun voll auf Automaten. Diese bieten Snacks und Getränke rund um die Uhr an – und könnten, so die Hoffnung, das Personalproblem lösen. Erste Erfahrungen auf der umgerüsteten Fähre „Lodi“ zeigen: Vor allem Tagesgäste und Urlauber nutzen das Angebot für die kurze Überfahrt.
Doch ein Blick in die deutsche Gastronomielandschaft zeigt: Das Bodensee-Problem ist nur die Spitze des Eisbergs. „Aushilfen und Köche gesucht“ – solche Zettel hängen an unzähligen Gaststätten. Doch die Arbeiter bleiben aus, was mehrere Gründe hat: niedrige Löhne, lange und unregelmäßige Arbeitszeiten und ein negatives, stressiges Image der Branche. Viele Mitarbeiter kehrten nach Corona nicht zurück und wanderten in andere Berufe ab. Einige innovative Betriebe versuchen gegenzusteuern – mit besseren Arbeitsbedingungen, einer Vier-Tage-Woche oder sogar Servicerobotern. Doch für viele traditionelle Betriebe, wie die Fähren-Bistros mit ihrem unberechenbaren Fahrgastaufkommen, ist dieser Wettbewerb kaum zu gewinnen.
Nur auf den ersten Blick praktisch: Die Schattenseiten der Automaten-Lösung
Also sind Automaten jetzt die perfekte Antwort? Die einfache Lösung für überall? Nein, diese scheinbar ideale Lösung hat ihre Schattenseiten. So weisen beispielsweise Jugendschützer darauf hin, dass öffentliche Automaten oft auch gesundheitsschädliche Produkte wie Energy-Drinks oder Vapes anbieten. Die ständige Verfügbarkeit schaffe eine gefährliche Normalität, die vor allem Jugendliche zur Unterschätzung der Risiken verleiten könne. Letztlich zeigt die Automaten-(Not)-Lösung vor allem eines, und zwar, dass die Menschen in der Gastronomie unter zu schlechten Bedingungen arbeiten. Faire Bezahlung, humane Arbeitszeiten und ein gesundes Arbeitsklima sind hier die Stichworte.
Während Automaten also eine pragmatische Antwort auf den Fachkräftemangel sind, sitzt das eigentliche Problem tiefer. Diese Notlösung zeigt uns einmal mehr, wie tief in der Krise die deutsche Gastronomie wirklich steckt.
(Quellen: Eigene Recherche der ka-insider-Redakteure)














