Die Kapazitäten sind voll ausgeschöpft und die Situation verschärft sich immer weiter. Hunderte Bürger in Baden-Württemberg sind von dem Notstand betroffen und warten oft wochenlang.
In Baden-Württemberg verschärft sich der Ärzte-Notstand immer weiter. Patienten müssen mittlerweile aufgrund der aktuellen Situation lange Wartezeiten in Kauf nehmen, bevor sich jemand um ihr Anliegen kümmern kann.
Die Realität ist schockierend
Die Menschen in Deutschland sind versicherungspflichtig und so zahlen Bürger jeden Monat viel Geld, um Zugriff auf das Ärztenetzwerk zu haben. Doch in Baden-Württemberg können die Beitragszahler aktuell nur davon träumen, schnell vom Arzt ihres Vertrauens behandelt zu werden. Denn hier verschärft sich die Situation zunehmend und so werden die Wartezeiten der Patienten immer länger und länger.
Der Grund: Dem Bundesland mangelt es an Fachkräften. Aktuell gehen Experten davon aus, dass knapp 1.000 Hausärzte fehlen. Infolgedessen müssen die Menschen häufig ewig auf einen Termin warten oder finden erst gar keinen Arzt, der die Kapazität hat, sie aufzunehmen. Jetzt hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) offiziell Alarm geschlagen, denn eine Besserung ist nicht in Sicht. Aktuell sind den Unterlagen zufolge 3.000 der ansässigen Ärzte über sechzig Jahre alt. Wenn sie das Rentenalter erreichen, fallen sie zusätzlich weg und können so schnell nicht ersetzt werden.
Es ist eine Abwärtsspirale
Die KV berichtet, dass es viel zu wenig Nachwuchs gebe und der Notstand sich zwangsläufig immer weiter verschärfen werde. Immerhin seien laut der Landesärztekammer im Ländle nur knapp 19 Prozent aller Ärzte unter 35 Jahre alt. Im Vergleich zum Beginn der 90er Jahre sei das ein Rückgang von 10 Prozent. Bei einer Quote von 0,621 Ärzten auf 1.000 Patienten würden sich so auch die unglaublich langen Wartezeiten von selbst erklären. Wer denkt, dass es in den anderen Bundesländern besser aussieht, irrt jedoch. Denn Mecklenburg-Vorpommern steht beispielsweise mit 0,740 Ärzten auf 1.000 Patienten nur geringfügig besser da. Und mit einem Schnitt von 0,620 in Nordrhein-Westfalen warten die Menschen hier noch länger auf die ihnen zustehenden Termine.
Besonders kritisch ist die Situation in Baden-Württemberg in ländlichen Gegenden und so erhalten die Mediziner dort bereits finanzielle Hilfe vom Land. Wer sich hier niederlässt, erhält bis zu 30.000 Euro, die er zum Beispiel für die Anschaffung medizinischer Geräte nutzen kann. Doch die Förderprogramme in Deutschland scheinen die Situation nicht retten zu können und so fordert die KV die Politik öffentlich auf, neue Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das System nicht vollkommen zusammenbricht.