Die Plastiksteuer, die eine Stadt in Baden-Württemberg jetzt erheben wird, spaltet die Gemüter. Müll mag wohl niemand auf den Straßen haben. Aber selbst dafür bezahlen, will auch kaum jemand.
Müll ist ein immenses Problem. Doch die Wenigsten würden gerne freiwillig mehr in ihrem ohnehin schon teuren Alltag bezahlen. Dennoch führt jetzt diese Stadt in Baden-Württemberg eine Plastiksteuer ein.
Wenn der Trend anhält, gibt es bald mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren
Jährlich landen rund elf Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. Das entspricht etwa einer Lkw-Ladung pro Minute. Wenn das so weitergeht, schätzen Experten, dass es bis 2050 mehr Plastik als Fisch im Ozean gibt. Angesichts dieses ungeheuerlichen Ausmaßes wird schnell klar, dass eine Stadt in Baden-Württemberg das weltweite Müllproblem nicht allein mit ihrer neuen Plastiksteuer wird lösen können. Das Bemühen, diesem unheimlichen Vermüllungstrend entgegenzutreten, ist aber generell lobenswert – denn irgendwo muss man anfangen. Ob man das wieder auf den Verbraucher abwälzen kann, darüber lässt sich definitiv streiten. Denn so wird es höchstwahrscheinlich kommen. Wenn in der Baden-Württemberger Stadt im nächsten Jahr die Plastiksteuer gilt, trifft diese zuerst die Gastronomen. Doch denen wird wohl kaum etwas übrig bleiben, als daraufhin die Preise zu erhöhen.
Die Abgabe, die man hier ab Januar für Verpackungen leisten muss, sieht folgendermaßen aus: Da gibt es natürlich den klassischen Coffee-to-go-Becher. Für ihn steht dann eine Gebühr von 50 Cent an. Der Café-Besitzer wird kaum Lust haben, dies aus eigener Tasche zu zahlen. Die Preiserhöhung gilt also letzten Endes für den Kunden. Für jedes Einweg-Besteck werden 20 Cent extra fällig. Ein erster Einwand bei der neuen Plastiksteuer in der Stadt in Baden-Württemberg wäre vielleicht, dass doch die meisten Kaffeebecher aus Pappe und nicht aus Plastik sind. Doch der Schein trügt. Ob bei Geschirr, Bechern oder Pizzakartons: Trotz der äußerlichen Pappe steckt meistens Plastik darunter. Dünne Plastikschichten (mehrheitlich aus Polyethylen) machen die Verpackungen wasserdicht beziehungsweise fettabweisend. Das hat zur Folge, dass das Recycling noch komplizierter wird.
Der Wunsch nach Einheitlichkeit – Für eine Verpackungssteuer in ganz Deutschland
Dass die Plastiksteuer nun in die nächste Stadt – nach Tübingen – von Baden-Württemberg kommt, ist generell eine gute Sache. Müll wird unweigerlich weniger werden. Außerdem zwingt es Gastronomen dazu, Mehrweg-Konzepte einzuführen. Diese sind, wenn sie erst einmal laufen, sogar billiger als die ewigen Verpackungen. Denn diese muss man logischerweise auch ständig nachkaufen. Das täte der Fächerstadtwohl ebenfalls gut, denn auch Karlsruhe versinkt im Müll.
Verständlich ist aber die Kritik vieler Restaurant- und Cafébesitzer. Warum müssen sie sich jetzt mit höheren Abgaben herumschlagen? Für die viel größeren Supermärkte sind zurzeit nämlich keine neuen Regeln geplant. Für den normalen Endverbraucher, der seinen Kaffee eben auch mal in der Bahn trinken will, ist es ebenfalls schade, dass gerade er jetzt mehr zahlen soll. Da würden sich die Einwohner aus Koblenz zumindest wünschen, dass man dies deutschlandweit regeln sollte. Somit wirkt die dortige Einführung einer Plastik- beziehungsweise Verpackungssteuer in der süddeutschen Stadt vielleicht ein wenig willkürlich. Dennoch weist sie auf ein Problem hin, das man nicht mehr länger ignorieren darf.