Die Natur kann faszinierend und gruselig zugleich sein. Das zeigt nun auch ein neues, exotisches Insekt, das sich zurzeit in Baden-Württemberg ausbreitet. Mit diesem kleinen Tier ist nicht zu spaßen.
In Deutschland gibt es, wie alle Naturfreunde wissen, eine gewaltige Vielfalt an Blumen, Pflanzen und Tieren. Manche Arten sind hier allerdings nicht heimisch und dringen invasiv zu uns ein. So auch ein sehr großes, exotisches Insekt, welches derzeit vor allem in Baden-Württemberg vermehrt auftaucht und die Behörden vor viele Fragen stellt.
Die wachsende Gefahr durch diesen unscheinbaren Eroberer
Invasive Arten sind nicht nur Eichhörnchen und Frösche. Es geht auch noch viel kleiner. Die ursprünglich aus Nordafrika stammende Ameisenart Tapinoma magnum breitet sich aktuell zunehmend in Deutschland aus und sorgt bei Experten wie Anwohnern für Besorgnis. Seit ihrer ersten Sichtung im Jahr 2009 hat sich diese widerstandsfähige Art vor allem in Südwestdeutschland angesiedelt und wurde in Städten wie Kehl, Lörrach und Heidelberg beobachtet. Doch die Ausbreitung bleibt nicht auf diese Regionen beschränkt. Denn auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und sogar in Nachbarländern wie Frankreich wurden Nester entdeckt. Diese rasante Expansion der Ameisenart ist alarmierend, da sie sich in einer Vielzahl von Umgebungen ansiedeln kann – von Wäldern bis hin zu urbanen Gebieten.
Besonders problematisch zeigt sich Tapinoma magnum aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und der potenziellen Gefahr, die von ihr ausgeht. Die Ameisen dringen dabei interessanterweise nicht nur in natürliche Lebensräume ein, sondern machen auch vor städtischen Strukturen nicht halt. In betroffenen Gebieten wurde bereits von erheblichen Schäden an Gebäuden, Gärten und öffentlichen Infrastrukturen berichtet. Stromausfälle und Internetprobleme, verursacht durch das Eindringen der Ameisen in Leitungen, sind nur einige der negativen Folgen ihrer Invasion. Diese Bedrohung betrifft also nicht nur die Umwelt, sondern auch den alltäglichen Lebenskomfort der Menschen in den betroffenen Regionen.
Eine unsichtbare Bedrohung für Mensch und Natur durch Superkolonien
Eine besondere Gefahr geht von der Fähigkeit der Ameisenart aus, sogenannte Superkolonien zu bilden. Diese entstehen durch die polygynen Strukturen der Kolonien, die es den Ameisen ermöglichen, mit mehreren Königinnen zu überleben. So breiten sie sich auch schnell über große Flächen aus. Diese Superkolonien können dabei erhebliche Schäden anrichten, indem sie Strukturen wie Gartenmauern untergraben, sich in Gebäude einnisten oder Parks und sogar Friedhöfe befallen. Besonders in städtischen Gebieten kann diese unaufhaltsame Ausbreitung schwere Folgen für die lokale Infrastruktur haben. Denn hier haben die kleinen Krabbelviecher nur wenige natürliche Feinde.
Obwohl Tapinoma magnum derzeit nicht offiziell als invasive Art auf EU-Ebene gelistet ist, führen deutsche Behörden die Ameisenart auf einer nationalen Beobachtungsliste. Die mögliche Invasivität dieser Art könnte noch über viel Jahre hinweg große Schäden an der heimischen Flora und Fauna verursachen. Um eine strikte Überwachung kommt man daher leider nicht herum. Experten sind sich jedoch einig, dass eine vollständige Ausrottung nahezu unmöglich sein wird. Stattdessen wird die Herausforderung darin bestehen, die Verbreitung der Ameisen gezielt einzudämmen und Strategien zu entwickeln, wie Mensch und Natur langfristig mit diesem lästigen Eindringling koexistieren können. Deutschland steht hier vor einer großen Aufgabe, die künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.