Das sind extrem bittere Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. So gut wie jede dritte Firma will hier weg. Stattdessen möchte man lieber Investitionen im Ausland tätigen.
Baden-Württemberg gilt als wirtschaftsstarkes Bundesland, geprägt von innovativen Unternehmen und einem starken Mittelstand. Doch nun zeichnet sich eine alarmierende Entwicklung ab: Jede dritte Firma denkt über einen Wegzug nach.
Wirtschaftsstandort in der Krise: Unternehmen ziehen ihren Hut
Das Ländle steht unter Druck. Was einst als Innovationshochburg galt, verliert zunehmend an Attraktivität für Unternehmen. Eine aktuelle Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) lässt aufhorchen. Fast jede dritte Firma aus der Industrie denkt darüber nach, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Ein Hauptgrund dafür sind die hohen Energiekosten. Doch auch die Kosten für Personal und eine lähmende Bürokratie setzen den Betrieben zu. Droht dem Bundesland eine Abwanderungswelle?
Es leuchtet ein, dass besonders energieintensive Betriebe unter den hohen Strompreisen leiden. Um eine Lösung zu finden, müsste der Staat aktiv werden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Einführung eines spürbar niedrigen Industrie-Strompreisdeckels. Dieses Modell existiert bereits in vielen anderen Ländern Europas. Ein guter Tarif wäre definitiv so attraktiv, dass nicht mehr jede dritte Firma von hier wegwollen würden. Es gibt aber noch andere Probleme. Nach wie vor sind in Deutschland die bürokratischen Hürden zu hoch – das macht den Standort wenig einladend. Viele Konzerne würden sehr gern eigene Solar- oder Windkraftanlagen bauen. Karlsruhe ist beim Solar-Ausbau übrigens ganz vorn mit dabei. Doch auf langwierige Genehmigungsverfahren hat wirklich niemand Lust. Schnellere und einfachere Verfahren könnten hier hingegen Abhilfe schaffen.
Entlastungen und Reformen: So könnte Baden-Württemberg seine Wirtschaft retten
Eine weitere Möglichkeit wäre die Senkung von Steuern und Abgaben auf Strom. Dies würde Unternehmen erheblich entlasten. Auch möglich: Der Staat könnte sich um Förderungen von energieeffizienten Produktionsanlagen bemühen. Das würde den Verbrauch und somit auch die Kosten senken.
Dabei, dass sich fast jede dritte Firma ins Ausland absetzen will, geht es inzwischen nicht mehr ausschließlich um Produktionsprozesse. Immer häufiger investieren Unternehmen auch ins Ausland. Laut der Umfrage sind dies 30 Prozent der Konzerne im Südwesten. Besonders osteuropäische und asiatische Länder profitieren von diesem Trend. Wenn Baden-Württemberg seine Stärke behalten will, müssen die Bedingungen dringend verbessert werden. Ohne Maßnahmen droht ein schleichender Verlust von Industrie und Arbeitsplätzen. Es braucht spürbare Entlastungen bei den Strompreisen, weniger Bürokratie und gezielte Anreize für Investitionen im Inland. Falls keine Lösungen gefunden werden, könnte das Ländle schon bald nicht mehr das Zugpferd sein, das es einst gewesen ist.