Großschlachterei eröffnet Riesenbetrieb in Baden-Württemberg

Mehrere Fleischer sind in ihrem Betrieb gerade tatkräftig bei der Arbeit. Ein Mann, in weißer Arbeitskleidung gekleidet, zerlegt den Kadaver eines Tieres und bearbeitet das rötliche Fleisch.
Symbolbild © istockphoto/industryview

Süddeutschland hat viele traditionelle Unternehmen, sei es große Fabriken oder kleine Handwerksbetriebe. Nun eröffnet ein wahrer Riesenbetrieb in Baden-Württemberg seine Pforten – es handelt sich um eine Großschlachterei. Die Fleischversorgung ist also gesichert.

Deutschland ist trotz des anhaltenden Veggie– und Fleischersatz-Hypes noch immer ein Fleischliebhaber-Land. Man kann es daher als ein gutes Zeichen für den Erhalt der klassischen deutschen Küche sehen, dass in Baden-Württemberg eine neue Großschlachterei öffnet, bei der es sich um einen wahren Riesenbetrieb handelt.

Die große Expansion hat begonnen: Ein Umbruch in der Fleischindustrie

Die deutsche Fleischbranche steht vor großen Veränderungen. Der umstrittene Schlachtkonzern Tönnies plant, mehrere deutsche Standorte der niederländischen Vion Food Group zu übernehmen, darunter auch ein Werk in Crailsheim, Baden-Württemberg. Dort arbeiten rund 600 Mitarbeiter. Nun liegt deren Zukunft in den Händen von Tönnies. Die geplante Übernahme soll voraussichtlich 2025 abgeschlossen werden. Doch wirft sie auch viele Fragen über die zukünftigen Arbeitsbedingungen und ethischen Standards bei den Angestellten auf.

Tönnies ist, wie jeder weiß, Deutschlands größter Schlachtkonzern. Er geriet in den letzten Jahren immer wieder ins Visier der Öffentlichkeit. Vor allem die Missstände im Hauptwerk in Rheda-Wiedenbrück, die 2020 im Zuge eines großen Corona-Ausbruchs aufgedeckt wurden, führten zu heftiger Kritik. Hier gab es skandalöserweise sogar Berichte über Tierquälerei und fragwürdige Arbeitsbedingungen. Mit der Übernahme der Vion-Standorte, einschließlich des Schlachthofs in Crailsheim, will Tönnies nun offenbar seine Präsenz im Rindfleischsektor ausbauen.

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Unsichere Zukunft für Mitarbeiter

Trotz der brisanten Vorgeschichte von Tönnies bleibt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) optimistisch, was die Zukunft der Arbeitsplätze in Crailsheim betrifft. Denn der Standort gilt als gut aufgestellt. Deshalb geht die NGG davon aus, dass keine unmittelbare Gefahr für die 600 Mitarbeiter besteht. So sollen auch definitiv die bestehenden Vereinbarungen und Rechte erhalten bleiben. Allerdings bleibt eine Sorge, nämlich dass sich unter der Leitung von Clemens Tönnies der Druck auf die Belegschaft erhöhen könnte. Schließlich ist der Unternehmer nicht für eine arbeitnehmerfreundliche Haltung bekannt.

Die Gewerkschaft hat bereits angekündigt, die Übernahme genau zu beobachten und sich weiterhin für die Interessen der Beschäftigten einzusetzen. Der Standort Crailsheim zählt zu den erfolgreichsten Fleischverarbeitungsbetrieben Deutschlands und die Frage, wie sich die Arbeitsbedingungen nach der Übernahme durch Tönnies entwickeln werden, bleibt spannend. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob Tönnies das Vertrauen der Belegschaft gewinnen kann oder ob erneuter Widerstand die Übernahme begleitet.