Sie sollten die Klimakrise aufhalten und die Energiewende einläuten. Doch stattdessen sinken die Absatzzahlen von Wärmepumpen in Baden-Württemberg tatsächlich stark. Kaum einer baut sie bei sich zu Hause ein.
Das lief wohl nicht so, wie es sich Politiker, Industrie und Klimaschützer gedacht hatten. Wärmepumpen haben in ganz Deutschland und auch in Baden-Württemberg einen schweren Stand, da die Einbauzahlen sinken.
Klimafreundliche Vorreiterrolle, die in bestimmten Häusern am besten ankommt
Baden-Württemberg gehört mit einem Wärmepumpenanteil von 5,6 Prozent der Wohngebäude zu den Spitzenreitern in Deutschland. Damit steht das Bundesland direkt hinter Bayern. Ein Grund für diesen Erfolg ist die typische Bebauungsstruktur des Bundeslandes im Süden der Republik. Zahlreiche Einfamilien- und kleine Mehrfamilienhäuser bieten hier ideale Bedingungen für die Installation von Wärmepumpen. Im Kontrast dazu stehen städtische Gebiete wie Berlin, in denen Fernwärme durch großflächige Wohnblocks dominiert.
Nicht nur die Bauweise, auch die Einstellung der Bevölkerung spielt eine Rolle. Viele Menschen im Südwesten legen besonderen Wert auf Klimaschutz, was sich auch in den politischen Präferenzen der Region zeigt. Auch profitieren Wärmepumpen hier zusätzlich vom relativ hohen Wohlstand der Bewohner, der Investitionen in nachhaltige Heiztechnologien erleichtert. Trotzdem gibt es Unterschiede: Während ländliche Regionen wie Biberach (9,4 Prozent Wärmepumpenanteil) besonders hervorstechen, bleibt ihr Einsatz in Städten wie Mannheim (1,7 Prozent) deutlich hinter dem Durchschnitt zurück.
Verpasste Ziele und neue Herausforderungen beim Ausbau werden deutlich
Obwohl Baden-Württemberg im Vergleich gut dasteht, spiegelt sich auch hier der bundesweite Abwärtstrend beim Wärmepumpenabsatz wider. 2024 wurden bis September deutschlandweit nur 141.500 Geräte verkauft – ein Rückgang von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die ambitionierten Pläne der Bundesregierung, jährlich 500.000 neue Wärmepumpen zu installieren, bleiben damit also in weiter Ferne. Selbst in Baden-Württemberg brach das Auftragsvolumen spürbar ein, besonders im zweiten Halbjahr.
Dieser Rückgang hat dabei mehrere Ursachen. Die langwierigen Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz haben viele Hausbesitzer verunsichert. Manche warten auf kommunale Wärmepläne, die Alternativen wie Fernwärme oder Holzheizungen prüfen. Hinzu kommt, dass das Boomjahr 2023 durch die Energiekrise und hohe Gaspreise von Vorzieheffekten geprägt war, die 2024 ausblieben. Mit dem stetig steigenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix wird die Wärmepumpe jedoch immer umweltfreundlicher und attraktiver. Baden-Württemberg hat also weiterhin das Potenzial, durch gezielte Förderung und innovative Lösungen eine führende Rolle in der Wärmewende zu spielen.