Achtung vor der nächsten Krankheitswelle! In Baden-Württemberg breitet sich gerade ein neues Keuchhusten-Virus aus – und das mit rasanter Geschwindigkeit.
Keuchhusten breitet sich in derzeit rasant in Baden-Württemberg aus. Und das so stark wie nie zuvor. Doch welche Rolle hat dabei die Pandemie und warum sind Impfungen so wichtig?
Ein Rekordanstieg im Süden mit besorgniserregenden Folgen
Keuchhusten galt lange als kontrollierbare Krankheit, doch die aktuellen Zahlen aus Baden-Württemberg erzählen eine andere Geschichte. Der Keuchhusten-Virus breitet sich nämlich derzeit fast unkontrolliert aus. Im Jahr 2024 erkrankten 4.457 Menschen an Pertussis, so heißt das Bakterium, das die Krankheit auslöst. Das waren so viele wie nie zuvor seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2013. Damit sind die Fälle im Vergleich zum Vorjahr um das Fünfzehnfache gestiegen und übertreffen den bisherigen Höchststand von 2014 bei Weitem.
Die Corona-Pandemie spielte dabei auch tatsächlich eine Schlüsselrolle. Denn während Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen und andere Maßnahmen die Ausbreitung von COVID-19 verhinderten, bremsten sie auch andere Infektionskrankheiten aus. Der Keuchhusten-Erreger hatte also jahrelang kaum eine Chance, sich zu verbreiten. Doch mit dem Ende der Schutzmaßnahmen fand er eine Bevölkerung vor, deren Immunsystem auf die Krankheit kaum vorbereitet war – ein klassischer “Rebound-Effekt”, den Epidemiologen schon länger beobachtet haben.
Impflücken als gefährlicher Verstärker der Ausbreitung
Neben der fehlenden natürlichen Immunisierung trägt auch die nachlassende Impfbereitschaft zu den steigenden Zahlen bei. In Baden-Württemberg gibt es dabei besonders große und damit gefährliche Impflücken: Nur 69,4 Prozent der zweijährigen Kinder sind vollständig gegen Keuchhusten geimpft – der schlechteste Wert aller Bundesländer. In einigen Regionen, darunter der Kreis Waldshut und der Ortenaukreis, erreicht die Quote sogar nur knapp 50 Prozent.
Auch werdende Mütter sind oftmals nicht ausreichend geschützt. Dabei empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2020 ausdrücklich eine Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft, um Neugeborene vor einer schweren Erkrankung zu bewahren. Dennoch liegt die Impfquote in Baden-Württemberg unter 45 Prozent. Dies ist eine gefährliche Entwicklung, da Babys in den ersten Lebensmonaten besonders anfällig für schwere Verläufe sind. Experten raten zu mehr Aufklärung und konsequenten Auffrischimpfungen. Neue Studien zeigen, dass der Impfschutz gegen Keuchhusten schneller nachlässt als früher angenommen – eine Auffrischung alle zehn Jahre gilt daher als essenziell. Auch Erwachsene, die engen Kontakt zu Säuglingen haben, sollten ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen.