Konzern aus Baden-Württemberg entscheidet sich fürs Ausland

Eine Produktionsstraße von einem deutschen Autozulieferer, vielleicht auch eines Autobauers, ist zu sehen. In einer großen Halle stehen Roboter entlang der Produktionsstraße in der Montage.
Symbolbild © istockphoto/alvarez

In Deutschland zu herzustellen, ist in den letzten Jahren für Unternehmen teuer geworden. Deshalb entscheidet sich nun ein Konzern aus Baden-Württemberg gegen einen deutschen Standort und fürs Ausland.

Immer wieder zieht es Unternehmen wegen besserer Konditionen in deutsche Nachbarländer oder noch weiter weg, um dort billiger produzieren zu können. Nun entscheidet sich auch ein bekannter Konzern aus Baden-Württemberg für diesen Schritt und sagt Ja zum Ausland.

Ein Schicksalsjahr, das zwischen Rettung und Kahlschlag entscheidet

Der traditionsreiche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der Tausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährden könnte. Besonders Schweinfurt steht dabei im Zentrum der Krise. Bereits Ende 2024 sah sich das Unternehmen gezwungen, hier für die knapp 9.800 Beschäftigten Kurzarbeit einzuführen. Etwas, was in den letzten Jahren vor allem in der vom Strukturwandel betroffenen Metall- und Automobilbranche ein häufiges Werkzeug war. Ziel ist auch bei ZF, mit dieser Maßnahme betriebsbedingte Kündigungen abzuwenden.

Bis 2028 plant ZF deutschlandweit sogar bis zu 14.000 Stellen abzubauen. Das ist fast ein Viertel der gesamten Belegschaft. Als Begründung nennt das Management die Notwendigkeit, die Kosten drastisch zu senken und sich effizienter auf den Wandel zur Elektromobilität einzustellen. Doch für viele Arbeitnehmer klingt dies wie eine bittere Rechtfertigung für einen massiven Arbeitsplatzabbau. Nach Meinung der Gewerkschaft IG Metall seien strategische Fehler gemacht worden, die man nun auf dem Rücken der Beschäftigten austrage. Gleichzeitig plant der Konzern aus Baden-Württemberg, sich mehr dem Ausland zuzuwenden.

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Geheime Pläne enthüllt: ZF setzt auf eine neue Zukunft – aber nicht in Deutschland

Während die Unsicherheit in Schweinfurt wächst, traf man hinter den Kulissen längst folgenschwere Entscheidungen. Anstatt das Werk in Franken zu stärken, hat sich die Unternehmensführung dazu entschieden, ihre Investitionen ins Ausland zu verlagern. Monatelange Spekulationen und Befürchtungen werden damit zur Gewissheit: ZF setzt auf einen neuen Produktionsstandort – und dieser liegt nicht in Deutschland.

Nun ist klar: Die Gelder fließen nach Ostrov in Tschechien. Hier sollen Produktionskapazitäten erweitert werden, während in Schweinfurt Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Die Nachricht sorgt für wütende Proteste. Unter dem Motto “Stop Ostrov II – Unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt” fordern die Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall eine Kehrtwende. Denn hoch qualifizierte Fachkräfte und jahrzehntelanges Know-how sollten nicht leichtfertig aufgegeben werden. Ob der Widerstand ausreicht, um das Ruder noch einmal herumzureißen, ist bislang ungewiss.