Krise: Nächste Traditionsfirma aus Baden-Württemberg insolvent

In einer großen Halle werden in mehreren Schritten Türen produziert. Viele Türen in verschiedenen Farben und Größen liegen bereits fertig übereinander. Andere befinden sich mitten im Herstellungsprozess.
Symbolbild © imago/CTK Photo

Es ist die nächste Erschütterung für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg: Eine Traditionsfirma mit 50 Jahren Geschichte ist insolvent. Die Unsicherheit für Hunderte Beschäftigte wächst – und mit ihr die Sorge um die Zukunft einer ganzen Branche.

Es ist ein weiterer schwerer Schlag für die kriselnde deutsche Wirtschaft. Steigende Kosten und sinkende Aufträge fordern ihren Preis. Somit ist jetzt die nächste Traditionsfirma aus Baden-Württemberg insolvent.

Ein Traditionsunternehmen kämpft ums Überleben – und mit ihm 500 Familien

Die Zeichen stehen auf Umbruch. Zwar läuft der Geschäftsbetrieb dieses Spezialisten für Fenster- und Türbeschläge zunächst noch weiter, doch die Unsicherheiten nehmen zu. Denn seit dem 2. April läuft für die VBH Deutschland GmbH mit Sitz in Korntal-Münchingen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Die Traditionsfirma aus Baden-Württemberg ist offiziell insolvent. Grund für die Schieflage sind stark gestiegene Betriebskosten, sinkende Umsätze und eine anhaltend schwierige Lage in der Bauwirtschaft. Trotzdem bleibt die Geschäftsführung an Bord. Anders als bei einer Regelinsolvenz steuern Fekke van Dijk und Michael Karthaus die Sanierung selbst. Fest steht, dass die rund 500 Mitarbeiter für drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Doch was danach kommt, kann zurzeit keiner sagen.

Ausgerechnet in einer Zeit, in der Themen wie Wärmedämmung, Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen so wichtig sind wie nie zuvor, ist diese Nachricht gleich doppelt bitter. Schließlich liefert das Unternehmen Produkte für Fenster und Türen – also Bauteile, die beim energieeffizienten Bauen eine durchaus große Rolle spielen. Und trotzdem ist die Traditionsfirma aus Baden-Württemberg insolvent gegangen. Das wirkt fast wie ein Widerspruch. Doch die Realität ist härter als jeder Trend. Die Bauwirtschaft steckt in einer Krise, viele Projekte werden verschoben oder gestrichen. Die Aufträge fehlen, die Kosten steigen in Baden-Württemberg – und selbst erfahrene Firmen mit langer Geschichte geraten dadurch ins Schwanken.

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Für die rund 500 Beschäftigten der VBH sind die Sorgen nun groß. Viele von ihnen arbeiten schon seit Jahren, manche sogar schon seit Jahrzehnten für das Unternehmen. Ihre Jobs sind mehr als nur eine Zahl in der Bilanz – es geht um Existenzen.

Vor ein paar Jahren hätte wohl niemand gedacht, dass eine Firma mit dieser Geschichte einmal ums Überleben kämpfen würde. Doch heute reicht eine schwache Auftragslage in der Baubranche und schon steht ein traditionsreicher Mittelständler vor dem Abgrund. Der Fall VBH ist dabei kein Einzelfall, sondern ein Beispiel für die angespannte Lage im deutschen Mittelstand: Viele Firmen kämpfen derzeit leider nicht mehr um Wachstum, sondern ums blanke Überleben.