Krise: Über 10.000 Lehrstellen bleiben offen in Baden-Württemberg

In einer Werkhalle eines Handwerksbetriebs, wahrscheinlich eines Tischlers, sind mehrere Menschen zu sehen. Es handelt sich wohl um Auszubildende, die im Betrieb ihrer Ausbildung ihrer Arbeit nachgehen. In Baden-Württemberg bleiben etliche Lehrstellen offen.
Symbolbild © istockphoto/monkeybusinessimages

In Baden-Württemberg klafft eine immer größere Lücke, denn etliche Lehrstellen bleiben offen – und das bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Über 12.000 Ausbildungsplätze sind auch in diesem Jahr wieder einmal unbesetzt.

Deutschland leidet schon länger unter einem Fachkräftemangel, und auch das Ländle bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Somit bleiben auch in diesem Jahr über 10.000 Lehrstellen in Baden-Württemberg offen. Die Zahl zeigt deutlich, wie problematisch die aktuelle Lage ist.

Die Lücke wächst: Fachkräftemangel trifft bei Weitem nicht nur das Ländle

Die Situation ist gleich doppelt dramatisch. Einerseits geht die Zahl der Erwerbstätigen permanent zurück, da immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen. Das liegt vor allem an der demografischen Entwicklung in Deutschland, die von einer zunehmend älteren Bevölkerung geprägt ist. Dementsprechend steigt der Anteil der über 65-Jährigen in den kommenden Jahren sogar noch weiter an, während junge Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, weniger werden. Doch das sind nicht die einzigen Hintergründe, weshalb in Baden-Württemberg insgesamt 12.000 Lehrstellen offen bleiben. Dieser besorgniserregende Trend basiert zudem auf dem vergleichsweise schlechten Ansehen von Ausbildungsberufen.

Heutzutage wirkt es so, dass alle jungen Menschen das Gefühl haben, studieren zu müssen. In den letzten Jahrzehnten hat sich in der deutschen Gesellschaft ein stärkerer Fokus auf akademische Abschlüsse verschoben. Das ist erstmal nicht schlecht. Doch wenn dies zu einer Abwertung von Ausbildungsberufen führt, dann leider schon. Oft aus familiärem Druck oder gesellschaftlichen Erwartungen heraus wählen viele dann lieber den Weg der Hochschule. Diese Mentalität führt nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland dazu, dass überall Lehrstellen offen bleiben. Dennoch gibt es einen kleinen Lichtblick: In diesem Jahr ist die Zahl der jungen Menschen, die in dem Bundesland eine Ausbildung begonnen haben, um einen Prozentpunkt gestiegen. Insgesamt konnten 69.963 Plätze besetzt werden – eine positive Entwicklung, die jedoch angesichts der noch immer offenen 12.000 Lehrstellen nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken.

Lesen Sie auch
Faszinierend: Fast ausgestorbenes Tier lebt in Baden-Württemberg

Dieses Problem ist auch in unserer gesellschaftlichen Mentalität verwurzelt

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, hat man in Baden-Württemberg jetzt ein sogenanntes Ausbildungsbündnis ins Leben gerufen. Ziel ist es, mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen und die verbleibenden Stellen zu besetzen. Ob dieses Bündnis tatsächlich Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Region den Fachkräftemangel erfolgreich bekämpfen kann – oder ob die Lücke weiter wächst. Ein Anreiz, der hingegen immer funktioniert, ist Geld. Dies sind die bestbezahlten Ausbildungen in Deutschland.