Sie sind mehr als nur ein Ort zum Essen – sie sind Zeitzeugen einer Tradition. Dennoch sterben die Wirtshäuser in Baden-Württemberg aus. In Dörfern und Städten bleibt die Küche kalt.
Über Generationen hinweg haben sie die Gemeinden und Kultur geprägt. Doch immer weniger Menschen – vor allem junge – gehen zum Essen und Trinken ins Lokal. Deshalb sterben die Wirtshäuser in Baden-Württemberg nach und nach aus.
Obwohl die Gäste langsam wieder zurückkehren, ist es nicht mehr so wie früher
Einst waren sie das Herz der Gemeinschaft. Sie waren Treffpunkte für Jung und Alt, Orte des geselligen Beisammenseins, wo sich Stammgäste und Reisende gleichermaßen einfanden. Doch dieser Teil unserer Kultur steht vor dem Aus. Denn immer mehr Wirtshäuser in Baden-Württemberg sterben einfach weg. Allein im Januar 2025 haben im Kreis Ravensburg 39 Betriebe geschlossen, während gerade mal sieben neue eröffneten. Besonders dramatisch trifft es die Dörfer, wo Gasthäuser oft die letzte verbliebene soziale Einrichtung sind – beziehungsweise waren.
Nach den harten Jahren der Pandemie hat sich die Lage zwar etwas stabilisiert, doch das Vorkrisenniveau liegt in weiter Ferne. Gastronomen berichten, dass sich die Gäste wieder in die Restaurants trauen – doch sie konsumieren bewusster und sparsamer. Statt einer Flasche Wein gibt es nur ein einzelnes Glas, Nachtisch bleibt oft unbestellt. Und das, obwohl das beliebteste Dessert der Welt aus Baden-Württemberg kommt. Viele Betriebe kämpfen mit sinkenden Umsätzen, während die Betriebskosten weiter steigen. Doch das Problem, dass die Wirtshäuser sterben, geht über Baden-Württemberg hinaus. Denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutschlandweit verschärft. Seit dem 1. Januar 2024 zahlen wir nämlich wieder die höhere Mehrwertsteuer für Speisen. Anstelle von 7 kostet es wieder die vollen 19 Prozent.
Mindestlohn und Arbeitszeitregelungen: Das Herzstück des Dorflebens in Gefahr
Außerdem hat sich ergeben, dass 87 Prozent der Betriebe gezwungen waren, ihre Preise zu erhöhen. Weitere Details dazu findet man in der entsprechenden Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA. Dass der Mindestlohn erhöht wurde, ist an und für sich gut – für Restaurantbesitzer aber der nächste Schritt in den Ruin. Acht von zehn Unternehmen sehen hierin ein erhebliches Geschäftsrisiko.
Viele Gastwirte beklagen, dass die Politik wenig für sie tue. Besonders die starren Arbeitszeitregelungen seien ein Problem. Aktuell dürfen Mitarbeiter maximal zehn Stunden pro Tag arbeiten – selbst wenn sie freiwillig länger bleiben wollen. Gerade in der Gastronomie, wo sich ein geschäftiger Abend nicht immer planen lässt, ist diese Regelung ein Hindernis. All diese Fakten zeigen: Die Kombination aus hohen Kosten, verhaltener Kundschaft und regulatorischen Hürden treibt das Sterben der Wirtshäuser nicht nur in Baden-Württemberg voran.