Trotz Verbot! Pfarrer segnet Homosexuelle in Baden-Württemberg

Symbolbild

ka-insider (dpa) – Eine Regenbogenflagge vor der Kirche und ein Segnungsgottesdienst explizit «für alle Paare» – was sich dieser Tage an der Autobahnkirche Baden-Baden tut, will Pastoralreferent Norbert Kasper als deutliches Statement verstanden wissen: gegen das jüngst verkündete Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare.

Mit seiner Haltung ist Kasper nicht allein: In den Tagen rund um den 10. Mai bieten katholische Gemeinden unter dem Motto #liebegewinnt bundesweit Segnungsgottesdienste explizit auch für lesbische und schwule Paare an.

Im Südwesten beteiligen sich neben der Autobahnkirche Baden-Baden etwa Gemeinden in Freiburg und Konstanz an der Aktion. Der Vatikan hatte Mitte März die Segnung homosexueller Paare verboten, da dies «objektiv» nicht Gottes Wille entspreche – und damit einen Proteststurm in der deutschen katholischen Kirche ausgelöst.

«Wir haben die Flagge aufgehängt, um zu zeigen, dass es uns um alle Paare geht», sagt der Baden-Badener Pastoralreferent Kasper der Deutschen Presse-Agentur. Er will am Sonntagmittag in der Autobahnkirche zwei Stunden lang Liebende segnen, egal welcher
sexuellen Orientierung. Dass der Vatikan sage, dies dürfe nicht sein, sei so «unnötig wie ein Kropf», sagt Kasper. Viele in der Gemeinde fragten sich: «Was soll denn das jetzt auch noch?»

Er habe von einigen gleichgeschlechtlichen Paaren gehört, die aufgrund der Ansage aus Rom nun aus der Kirche ausgetreten seien. «Das ist ein Verlust von Vielfalt», bedauert er. Mit der Aktion wollten er und das mitverantwortliche Team zeigen: «Hier besteht
diese Offenheit. Hier soll diese Ausgrenzung nicht stattfinden. Ihr seid hier willkommen!»

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Die Aktion #liebegewinnt stößt in der Erzdiözese Freiburg nicht auf allzu große Sympathie. Eine Sprecherin erklärt dazu: «Segnungsgottesdienste als kirchenpolitische Manifestation
abzuhalten, halten wir (…) für wenig dialogfördernd innerhalb der katholischen Kirche.» Der Synodale Weg – ein derzeit laufender Reformprozess – scheine für diese grundlegenden Diskussionen das geeignetere Forum darzustellen.

Das Bistum hatte zuletzt erklärt, sich an das Nein aus Rom halten zu wollen. Eine scheinbare Gleichsetzung von kirchlicher Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei zu vermeiden, hatte der Sprecher der Erzdiözese damals mitgeteilt. Dies sei der Wille der Glaubenskongregation des Vatikans – und den teile man auch in Freiburg.

Das Segnungsverbot gehe an der Lebenswirklichkeit der Menschen «knallhart vorbei», sagt Nagel. «Das ist ein Schlag ins Gesicht für Betroffene und auch für die Seelsorger vor Ort.» Wenn er das, was die Kirche derzeit lehre, ernst nehmen würde, sagt der Pfarrer, müsste er Geschiedenen oder Homosexuellen sagen: «Pech gehabt.» Angesichts dessen sei es kein Wunder, dass die Menschen massenhaft aus der Kirche austräten.