Eine Entwicklung, die schon seit Jahren läuft und viele mit Sorge beobachten, wird nun mit Zahlen untermauert und verdeutlicht. Der Ausländer-Anteil in deutschen Gefängnissen ist auf einem neuen Rekordhoch.
Immer mehr Menschen in Deutschland, die in Gefängnissen sitzen, haben keinen deutschen Pass. Somit ist der Ausländer-Anteil in Gefängnissen, auch in Baden-Württemberg, auf einem Rekordhoch.
Zwischen Misstrauen und Verständigung: Alltag hinter hohen Mauern
In den Gefängnissen des Landes scheint sich derzeit ein neues Kapitel aufzuschlagen: Immer häufiger treffen Justizvollzugsbeamte auf Häftlinge, die kein Deutsch sprechen, aus völlig anderen Kulturen stammen und mit teils traumatischen Erlebnissen ins Strafsystem geraten. Allein in der JVA Bruchsal stammen rund 500 Insassen aus mehr als 50 Herkunftsländern – ein Querschnitt globaler Lebensrealitäten auf engstem Raum. Der Alltag ist davon geprägt, Brücken zu bauen – sprachlich wie kulturell. Moderne Technik hilft: Mithilfe von Videodolmetschern können in Sekunden Gespräche in Dutzenden Sprachen geführt werden.
Doch wo es um Vertrauen geht, etwa bei Therapien oder seelsorgerischer Betreuung, stößt die Technik an Grenzen. Deshalb setzt man auch auf Mitarbeitende mit arabischer oder türkischer Muttersprache und auf speziell ausgebildete muslimische Seelsorger. Die Mischung aus religiöser Vielfalt, Sprachbarrieren und körperlichen Einschränkungen stellt den Justizvollzug vor neue Aufgaben – und fordert auch die Gesellschaft dazu heraus, über Strafe und Wiedereingliederung neu nachzudenken.
Hohe Ausländer-Anteil in Gefängnissen – Ursachen, die unter die Oberfläche führen
Erstmals liegt der Anteil ausländischer Strafgefangener in Baden-Württemberg in den Jahren 2024/2025 über 50 Prozent schätzungsweise bei sogar 54 Prozent. Das ist eine Entwicklung, die viele beunruhigt, aber selten differenziert betrachtet wird. Denn wer nur nach Nationalitäten fragt, übersieht die sozialen Hintergründe: Viele dieser Männer – meist jung, oft ohne Perspektive – kommen aus instabilen Lebensverhältnissen. Schlechte Bildung, prekäre Jobs oder gar keine – und bei vielen das Gepäck von Flucht, Gewalt oder Isolation.
Damit steigt auch die Gefahr, kriminell zu werden. Um dem etwas entgegenzusetzen, bauen die Haftanstalten Programme auf, die den Insassen Perspektiven bieten: Sprachunterricht, Alphabetisierung, Berufstrainings. Die Hoffnung: bessere Chancen nach der Entlassung, weniger Rückfälle. Besonders drängend ist auch die psychologische Versorgung. Viele Häftlinge sind stark belastet, doch das therapeutische Personal reicht kaum aus. Immer mehr Programme setzen deshalb auch im Therapiebereich auf kultursensible Ansätze und Dolmetscher.