Bahnhöfe sind eigentlich Orte der Begegnung und des Reisens – doch in Karlsruhe sieht die Realität für viele Bürger anders aus. Immer mehr Menschen fürchten sich hier.
An Karlsruher Bahnhöfen möchten sich viele Bürger am liebsten gar nicht aufhalten. Das gilt vor allem nach Sonnenuntergang. Die meisten fühlen sich hier einfach nicht mehr sicher.
Wenn Angst den Weg bestimmt: Die Menschen beginnen, sich zurückzuziehen
Das Gefühl der Unsicherheit wächst. Gerade im Kreis Karlsruhe nahmen Messerattacken zu. Das bleibt natürlich in den Köpfen der Menschen hängen und verstärkt das Gefühl, dass öffentliche Orte gefährlicher geworden sind. Leider sind auch die Karlsruher Bahnhöfe davor nicht gefeit, sodass sich die Bürger hier mittlerweile regelrecht fürchten. Auch in der landesweiten Sicherheitsbefragung gaben viele Deutsche an, sich besonders nachts auf öffentlichen Plätzen unsicher zu fühlen. Mehr als die Hälfte der Menschen in Baden-Württemberg entsagt nachts dem öffentlichen Nahverkehr. Vor allem Frauen meiden oft Bahnhöfe oder bestimmte Straßen, sobald es dunkel wird.
In Karlsruhe berichten immer mehr Bürger, dass sie öffentliche Verkehrsmittel nur noch tagsüber nutzen und die Bahnhöfe abends und nachts meiden. Es ist ein schleichendes Misstrauen entstanden, das auch dort Angst schürt, wo objektiv wenig passiert. Schon ein leerer Bahnhof, eine größere Gruppe Jugendlicher oder ein lautes Gespräch reichen aus, um ein mulmiges Gefühl zu erzeugen. Doch bei aller Unsicherheit: Ein genauer Blick auf die Kriminalitätsstatistiken zeigt, dass sich die Lage nicht dramatisch verschlechtert hat. Trotz eines stabilen Niveaus bei schweren Gewalttaten in den letzten Jahren, zeigt sich, dass die Gesamtzahl der Straftaten im öffentlichen Raum in Baden-Württemberg seit 2015 um fast ein Viertel sank. Auch die Polizei betont, dass Bahnhöfe nach wie vor sichere Orte seien, an denen gezielt kontrolliert und überwacht wird.
Zwischen Gefahr und Gefühl: Zahlen bringen Licht ins Dunkel der Unsicherheit
Ebenfalls interessant: Nur eine von zehn befragten Personen hält es für wahrscheinlich, dass sie innerhalb der nächsten zwölf Monate Opfer eines Diebstahls oder Überfalls werden wird. Somit glauben die meisten, dass ihnen so etwas nicht passiert – und genau das zeigt, dass das Sicherheitsgefühl tatsächlich größer ist als zunächst angenommen.
Am Ende ist Angst ein schlechter Ratgeber. Wer sich aus Furcht zurückzieht, überlässt Plätze wie Bahnhöfe genau denjenigen, vor denen man sich fürchtet. Besser ist es, wachsam zu bleiben, auf sein Bauchgefühl zu hören – und gleichzeitig zu wissen: Die meisten Menschen, die unterwegs sind, wollen einfach nur ihr Ziel erreichen, ebenso wie man selbst.