Durchgesickert: Tempo-30-Zonen sollen in Karlsruhe kommen

Tempo-30-Zone und ein Schild für das Geschwindigkeitslimit von vorn. Es handelt sich hierbei um eine Verkehrszone oder eine Straße bei der die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 30 Kilometern pro Stunde liegt. Im Hintergrund stehen Einfamilienhäuser.
Symbolbild © istockphoto/agrus

Laut Informationen aus dem Rathaus sollen großflächige Tempo-30-Zonen in Karlsruhe Realität werden. Autofahrer schlagen bereits Alarm und fragen sich, wie man da überhaupt noch vorankommen soll.

Schon heute steht man gefühlt nur noch im Stau. Und der nächste Schritt sieht ganz nach Schleichen aus. Denn Karlsruhe soll jetzt in weiten Teilen Tempo-30-Zonen bekommen.

Stau war gestern – jetzt kommt das Schneckentempo

Für viele scheint dieses Vorhaben der nächste Schlag gegen den motorisierten Individualverkehr zu sein, weshalb Kritiker bereits vor einem Verkehrskollaps im Schneckentempo warnen. Insbesondere Berufspendler und Handwerksbetriebe sorgen sich, dass sie künftig noch mehr Zeit im Auto verlieren, wenn Karlsruhe nun zusätzliche Tempo-30-Zonen einführt. Besonders brisant: Die Maßnahme soll nicht nur einzelne Nebenstraßen betreffen, sondern flächendeckend ausgeweitet werden – auch auf größere Durchgangsstraßen. Die Verwaltung der Stadt hält sich bisher bedeckt, doch laut internen Papieren könnte die Entscheidung schneller fallen als gedacht.

Betroffen von den geplanten Änderungen ist beispielsweise die stark befahrene Karlstraße im Stadtzentrum. Dort soll künftig zwischen der Amalienstraße und der Jollystraße nachts Tempo 30 gelten – zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Grund ist die hohe Lärmbelastung in diesem Abschnitt, die regelmäßig über den zulässigen Grenzwerten liegt. Auch die Lameystraße möchte man beruhigen: Vom Lameyplatz bis zum Entenfang soll künftig ganztägig langsamer gefahren werden. Die Straße gehört zu den besonders stark belasteten Achsen in Mühlburg. Und auch im Karlsruher Westen tut sich etwas – in der Eckenerstraße, die den Rheinhafen erschließt, ist ebenfalls eine Tempo-30-Regelung vorgesehen. Hier häufen sich nicht nur Beschwerden von Anwohnern, sondern auch Lärmmessungen bestätigen die Notwendigkeit der Maßnahme. Insgesamt plant Karlsruhe neun neue Tempo-30-Zonen, wobei es Ziel ist, die Gesundheit der Menschen besser zu schützen.

Lesen Sie auch
10-Stunden-Tage: Bürger im Kreis Karlsruhe sollen länger arbeiten

Lärm raus, Tempo runter – diese Hotspots trifft es zuerst

Vielleicht ist der Aufschrei der Autofahrer tatsächlich ein wenig übertrieben und es sprechen gute Gründe für weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen. Denn schaut man genauer hin, zeigt sich: Tempo 30 rettet Leben. Bei einem Unfall halbiert sich das Risiko für Fußgänger und Radfahrer, tödlich oder schwer verletzt zu werden. Bei 50 Kilometern pro Stunde liegt das Risiko bei rund 80 Prozent – bei Tempo 30 sinkt es auf 40 Prozent. Besonders Kinder, Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen profitieren davon. Zudem bedeutet eine langsamere Stadt nicht automatisch eine langsamere Fortbewegung. Denn der Verkehrsfluss kann sich paradoxerweise verbessern, wenn die Menschen weniger häufig bremsen und wieder anfahren müssen.

Die Tempo-30-Zonen bedeuten nicht nur mehr Sicherheit für Karlsruhe, sondern auch mehr Ruhe. Der Lärm in Städten macht nachweislich krank: Bluthochdruck, Depressionen und sogar Herzinfarkte können die Folge sein. Schon drei Dezibel weniger empfinden Menschen als eine Halbierung der Verkehrsmenge. Außerdem dürfte sich die Karlsruher Innenstadt über weitere Tempo-30-Zonen freuen. Zwar kehren wieder mehr Menschen in die City zurück, doch in Zeiten von Onlineshopping und Homeoffice bleibt sie unter Druck. Verkehrsberuhigte Zonen machen die Innenstadt attraktiver. Sie wird so zu einem Ort, an dem sich Menschen begegnen, anstatt nur aneinander vorbeizufahren. Unterm Strich könnte Tempo 30 also genau das sein, was Karlsruhe jetzt braucht.