Fast 50 Jahre: Traditions-Stand im Kreis Karlsruhe muss aufhören

Eine Frau steht an einem Marktstand. Sie kauft Obst und Gemüse, das frisch aus der Region stammt, direkt bei der Händlerin. Danach bezahlt sie die Ware und nimmt die Lebensmittel mit nach Hause. Der Traditions-Stand muss aus Karlsruhe verschwinden.
Symbolbild © imago/Paul-Philipp Braun

Er war eine Institution im Raum Karlsruhe: Fast 50 Jahre lang konnten sich die Kunden auf diesen Traditions-Stand verlassen. Nun ist plötzlich Schluss – die Stadt hat ihn von seinem Standort vertrieben. 

Der Verlust trifft nicht nur den Betreiber, sondern auch viele Stammkunden. Denn bei diesem Traditions-Stand im Raum Karlsruhe geht es um mehr als ums Geschäft.

Alltag: Jetzt steht der vertraute Platz leer und die Tradition geht verloren

Es ist ein vertrautes Bild, das plötzlich fehlt: der rote VW-Bus, das frische Obst, das freundliche Nicken beim Vorbeifahren. Über Jahrzehnte verkaufte ein Obsthändler frische Erdbeeren, Äpfel und mehr an der alten B3. Doch das soll er nicht mehr – die Stadt hat ihn von hier vertrieben. Aber wie kommt sie dazu? Schließlich hat Andreas Lörch nichts anderes getan als die vergangenen 45 Jahre auch. Dennoch soll der Traditions-Stand im Raum Karlsruhe in Baden-Baden umziehen. Das findet so ziemlich jeder, der hier früher einkaufen war, einfach nur fies.

Der mobile Stand der Familie Lörch ein fester Bestandteil des Alltags in Baden-Baden – gelegen an der alten B3, dort, wo Wirtschaftswege zusammenlaufen, wo Spaziergänger, Radfahrer und Landwirte vorbeikommen. Jetzt steht dieser vertraute Ort verlassen da. Komisch, denn Baden-Baden ist eigentlich als eleganter Kurort mit Weltruf bekannt. Dass hier im Karlsruher Raum mit dem Traditions-Stand nun ein Stück regionaler Nahversorgung so abrupt verloren geht, wirkt daher umso schmerzlicher. Gerade in einer Stadt, die sich mit ihrer Gastfreundschaft und ihrem regionalen Bewusstsein schmückt, scheint der Verlust wie ein Widerspruch.

Lesen Sie auch
Nach Amokalarm: Schulen in Karlsruhe rüsten langsam auf

Widerspruch: Bürokratie gefährdet Familienbetriebe und regionale Versorgung

Die Stadt entschied, dass der Stand dort nicht länger betrieben werden darf. Als Grund nannte man verkehrsrechtliche Bedenken. Doch der Standort war seit Jahrzehnten unfallfrei! Die Polizei sieht keine Gefahrensituation. Zurück bleibt ein Gefühl der Willkür und der Verdrängung.

Doch der Wechsel schlägt sich in harten Umsatzeinbußen nieder. Besonders in der wichtigen Erdbeersaison fehlen Andreas Lörch rund 50 Prozent der Einnahmen. Das bringt den Familienbetrieb in ernsthafte Schwierigkeiten.

Die Stadt behauptet, eine einvernehmliche Lösung gefunden zu haben. Für den Händler wirkt das jedoch wie Hohn. Die Entscheidung war ein erzwungener Kompromiss. Während landesweite Förderprogramme die Nahversorgung stärken sollen, zeigt dieser Fall, wie bürokratisches Handeln das genaue Gegenteil bewirken kann. Ein traditionsreicher Familienbetrieb wurde verdrängt – nicht wegen fehlendem Interesse der Kunden, sondern durch eine behördliche Entscheidung.

Süße Geste: Ein Lieferant schenkte eine überdimensionale Erdbeerfigur, um auf den neuen Standort aufmerksam zu machen. Und einige Stammkunden folgen diesem Zeichen. Doch das ändert nichts daran: Fast 50 Jahre Tradition wurden einfach ausradiert – und der Stadt scheint das egal zu sein.