Für mehr Klimaschutz: Karlsruhe bekommt Wasserstoff-Kraftwerk

Mitten im Grünen der Natur steht eine riesige Anlage. Das Wasserstoff-Kraftwerk produziert Energie, Wärme und Strom für die Bevölkerung. Im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes baut man so eine Anlage auch in Karlsruhe.
Symbolbild © imago/coffeekai

In Karlsruhe entsteht derzeit etwas ganz Besonderes, nämlich ein Wasserstoff-Kraftwerk. Modern, effizient und klimafreundlich soll es werden – so lautet zumindest das Versprechen der EnBW, die damit den Kohleausstieg voranbringen will.

Strom und Wärme aus Gas statt aus Kohle – das sei ein notwendiger Zwischenschritt in die klimaneutrale Zukunft, heißt es. Doch es hagelt auch Kritik an dem Projekt “RDK9”. Dies ist der Name des Wasserstoff-Kraftwerkes, das Karlsruhe jetzt bekommt.

Energiewende: Das Werk soll Karlsruhe klimafreundlich mit Strom und Wärme versorgen

Karlsruhe ist eine klimafreundliche Stadt. Das sieht man nicht zuletzt an diesen 75 neuen Maßnahmen, die man sich hier auferlegt hat. Ebenfalls im Namen des Klimaschutzes entsteht in Karlsruhe jetzt ein neues Wasserstoff-Kraftwerk. In Wahrheit, so warnen Kritiker jedoch, drohe das neue Werk zum Symbol des Rückschritts zu werden – oder schlimmer noch: zum Paradebeispiel für Greenwashing. Worum geht es? Das geplante Kraftwerk mit dem Namen RDK9 soll mit einer Leistung von 850 Megawatt Strom erzeugen und 220 Megawatt Wärme bereitstellen. Das ist genug, um rund 300.000 Haushalte zu versorgen. Während der Bau bereits 2026 starten soll, ist die Inbetriebnahme erst für 2030 vorgesehen. Doch es gibt noch weitere Probleme mit Karlsruhes Wasserstoff-Kraftwerk.

Grüner Anstrich: Verbände warnen jetzt vor Risiken und verpassten Chancen

Dass RDK9 auch mit Wasserstoff betrieben werden kann, soll 2035 so weit sein. Dafür will die EnBW bestehende Strukturen nutzen und die neue Anlage direkt neben dem alten Kohlekraftwerk RDK8 errichten, das stillgelegt wird. Klingt doch alles super – woher kommt dann die Kritik? Experten runzeln mit der Stirn, denn bisher existieren kaum konkrete Pläne, wie man das Kraftwerk in Karlsruhe tatsächlich mit Wasserstoff betreiben kann. Und selbst wenn das feststünde, kann niemand sagen, woher der klimaneutrale Wasserstoff eigentlich herkommen soll. So gut wie alles daran sei Zukunftsmusik, bemängeln Experten – technisch, wirtschaftlich und logistisch. Außerdem warnen Umweltverbände, dass grüner Wasserstoff knapp und teuer bleiben werde. Obendrein sei dieser für Industrie, Schifffahrt und Luftfahrt dringend nötig. Dort sei der Einsatz sinnvoller als in einem fossilen Großkraftwerk. Unterm Strich heißt das: Die Klimabilanz von RDK9 wäre bis auf Weiteres schlecht.

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Somit bleibt die Kritik am Wasserstoff-Kraftwerk in Karlsruhe weiterhin bestehen. Klimaschützer fragen: Warum setzt man auf Erdgas statt auf Flusswärmepumpen oder Tiefengeothermie? In Mannheim zum Beispiel zeigt ein Pilotprojekt, dass klimaneutrale Wärmeversorgung mit Rheinwasser durchaus machbar ist. Ein offener Brief listet jetzt 19 Fragen zur Klimabilanz, Wirtschaftlichkeit und Strategie. Die EnBW? Schweigt bisher. RDK9 soll die Energiewende unterstützen, basiert aber auf Erdgas. Somit wirkt das Projekt eher wie ein Schnellschuss, um Fördermittel zu kassieren. Grün bleibt am Ende wohl das Etikett, nicht aber der Inhalt.