In Ettlingen verabschiedet sich jetzt endgültig eine alte Industrietradition. Ein Unternehmen schließt und die Mitarbeiter müssen gehen.
Der Wandelt begann bereits 2018. Die Ettlin AG schloss ihre Spinnerei. Nun folgt die Weberei. 60 Beschäftigte sind davon betroffen.
Entscheidung fiel kurzfristig
Die Weberei der Ettlin AG sitzt im vorderen Albtal. Noch. Denn der Vorstand informierte am Mittwoch darüber, dass diese bis zum Frühjahr 2023 komplett dicht gemacht wird. Der Vorstand fällte die Entscheidung erst in den letzten 14 Tagen. Sehr kurzfristig, aber begründet.
Denn die Weberei gehört zu den 1.000 energieintensiven Betrieben in der Bundesrepublik. Der Betrieb stellt dort Gewebe für die Schleifmittelindustrie oder auch Teile für die Reifenproduktion her. Doch die Energiepreisentwicklung ist enorm und das Unternehmen zum Handeln gezwungen.
Produktion ist energieintensiv
Die Weberei benötigt große Mengen an Strom und Gas. Doch die Preise haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 vervielfacht. Der Strom kostete damals noch fünf Cent pro Kilowattstunden, jetzt sind es bereits 50 Cent. Und auch die Gaspreise steigen enorm an.
Für 2022 hatte die Weberei noch eine gute Auftragslage. Sie musste den Kunden jedoch zwei Preiserhöhungen zumuten, um die steigenden Kosten aufzufangen. Das hatte Konsequenzen. Seit dem Sommer verkauft die Weberei nichts mehr. Die Kunden wählen anderen Lieferanten im Ausland, die nicht von der Energiekrise betroffen sind.
Die Mitarbeiter sind informiert
Die Belegschaft weiß es bereits seit einigen Tagen. Nun geht es um Interessenausgleich und Abfindungen, denn nicht alle können bleiben.
Es müssen aber auch nicht alle gehen. 40 Arbeitsplätze bleiben am Standort in Ettlingen erhalten. Die Beschäftigten bei Smart Textiles sind nicht betroffen. Dort läuft die Produktion von Textilien für Lichtdesign, Leuchtgewebe, und Hightech-Materialen mit leitfähiger textiler Struktur weiter.
Trotzdem ist es für viele ein Schock. Denn die Weberei stellte noch im September neue Auszubildende ein. Mit diesem Schritt rechnete also keiner.
Bereits 2028 gab eine einschneidende Veränderung bei der Ettlin AG. Das Unternehmen gab die Spinnerei und damit die Produktion von Garnen auf. Damit endete eine mehr als 180 Jahre alte Industrietradition im vorderen Albtal. Damals betraf die Schließung etwa 30 Mitarbeiter. Diese mussten alle gehen.