Lokführermangel in Karlsruhe: Flüchtlinge arbeiten bei der AVG

Straßenbahn auf dem Europaplatz in Karlsruhe
Symbolbild © Kevin.B, CC BY-SA 4.0, Wikimedia

Die AVG verzeichnet aktuell einen großen Erfolg. Sie löst das Problem des Personalmangels und gibt Flüchtlingen eine Perspektive.

Derzeit sind Lokführer Mangelware auf dem Arbeitsmarkt. Tausende stehen vor der Rente und es gibt kaum Nachwuchs. Baden-Württemberg jedoch verfolgt einen Plan. Geflüchtete sollen dieser Situation Abhilfe schaffen.

Projekt der Karlsruher AVG

Bundesweit sucht die Bahn händeringend nach Lokführern. Der aktuelle Mangel führt immer öfter zu Zugausfällen. Dabei sollen die Fahrgastzahlen eigentlich bis 2030 verdoppelt werden. Die AVG startete daher ein erfolgreiches Projekt. Die Karlsruher Verkehrsbetriebe bilden seit etwa zwei Jahren auch Flüchtlinge aus.

Diese sollen zukünftig die Loks führen. Dabei baut die AVG unter anderem auf die Erfahrungen anderer baden-württembergischer Verkehrsbetriebe. Und es läuft gut. 13 Geflüchtete stehen derzeit bei der S-Bahn Stuttgart kurz vor dem Ende ihrer Umschulung. Sie sind Teil eines Projektes, das das Landesverkehrsministerium gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und mehreren Eisenbahnverkehrsunternehmen vor zwei Jahren gestartet hatte.

Großer Erfolg

Auch die AVG nimmt an diesem Projekt teil und begann vor zwei Jahren mit der Ausbildung von Flüchtlingen. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe bilden bereits den zweiten Jahrgang aus. Ein AVG-Sprecher bezeichnet dieses Projekt als großen Erfolg, denn die AVG übernahm alle Auszubildenden.

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Zudem verlief auch der erste Geflüchteten-Qualifizierungskurs für die vier damaligen Kursteilnehmer von Go-Ahead sehr erfolgreich. Dies teilte Go-Ahead Baden-Württemberg mit. Die Erfahrungen zeigen nun, wie einfach es sein kann, denn Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen. Zugleich fördert dieses Projekt auch die Integration von Geflüchteten.

Die Hürden sind hoch

Baden-Württemberg benötigt dringend Lokführer. Flüchtlinge benötigen dringend eine Arbeit. Da liegt die Lösung eigentlich auf der Hand. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn bis der Platz in einem Führerhaus eingenommen werden kann, dauert es sehr lange. Viele Kandidaten scheitern bereits an den ärztlichen und psychologischen Eignungstests, bei denen Konzentration und Reaktionen, Seh- und Hörfähigkeit sowie Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein geprüft werden.

Zudem schreckt der Schichtdienst viele ab und sie bewerben sich erst gar nicht. Dazu kommt die seelische Belastung durch die Suizide auf den Strecken sowie der Pendeldienst.

Dennoch gibt es eine gute Resonanz. Der neue baden-württembergische Abschlusskurs der Bahn mit etwa einem Dutzend Flüchtlingen wurde zwei Jahre lang umgeschult und dabei begleitet von zwei vom Land finanzierten Ausbildern („Coaches“). Die Auszubildenden erhielten Sprachtraining, sie wurden bei Hausaufgaben betreut, sozialpädagogisch unterstützt und bei Behördenfragen begleitet.