Mit Botschaft: Aktivisten nehmen Unternehmen in Karlsruhe ein

Die Letzte Generation wieder in Aktion! Aktivisten bekleben mehrere Bankfilialen in Karlsruhe mit Plakaten und Tapetenkleister. Dabei tragen sie leuchtende Warnwesten und wetterfeste Kleidung.
Symbolbild © imago/EHL Media

In Karlsruhe sorgt eine spektakuläre Protestaktion für Aufsehen, bei der mehrere Aktivisten gegen ein bestimmtes Unternehmen vorgegangen sind. Der Konzern weist die schweren Vorwürfe jedoch entschieden zurück.

Mit einer provokanten Aktion machen Aktivisten in Karlsruhe auf die NS-Vergangenheit eines bekannten Unternehmens aufmerksam – und werfen ihm vor, mit Anzeigen an alte Muster anzuknüpfen. Die Firma wehrt sich deutlich.

NS-Vergangenheit: Karlsruher Aktivisten erheben drastische Vorwürfe

Mehrere Aktivisten der Gruppe “Nachhilfe für Nazis” haben am Montagmorgen ein Banner am Werkstor des Unternehmens “Dr. Willmar Schwabe” in Durlach angebracht. Der brisante Inhalt: Ein Zitat aus einem Gestapo-Bericht von 1937, in dem man den Konzern als “vorbildlich im nationalsozialistischen Sinne geführt” bezeichnet. Die Protestler begründen ihre Aktion nicht nur mit dem Zitat, sondern auch mit einer aktuellen Strafanzeige des Unternehmens. Am 9. November 2024 hatten sich nämlich mehrere Gegendemonstranten im firmeneigenen Parkhaus aufgehalten. Das taten sie, weil am selben Tag rechtsextreme Gruppen durch Karlsruhe-Durlach liefen, direkt am Gelände der Firma vorbei. Die Aktivisten hatten diesen Aufmarsch blockieren wollen. Jedoch droht der Gruppe jetzt eine Geldstrafe von bis zu 18.800 Euro wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Dieses Vorgehen werten die Karlsruher Aktivisten wiederum als Angriff auf die NS-Vergangenheit des Unternehmens.

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In einer Stellungnahme betont die Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, man kehre keineswegs der Zivilgesellschaft den Rücken, sondern mache lediglich von seinem Recht Gebrauch, gegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch vorzugehen. Aktivisten hätten im Parkhaus des Unternehmens Graffiti angebracht und laut Überwachungsvideos mutmaßlich weitere Aktionen in Karlsruhe vorbereitet. Diese Vorfälle habe man zur Anzeige gebracht – nicht den friedlichen Protest als solchen. Das Unternehmen verweist zudem auf die umfassende Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit, unter anderem im Jubiläumsbuch “150 Jahre Dr. Willmar Schwabe”. Bereits 2016 habe man die Geschichte gemeinsam mit dem Historiker Prof. Christoph Friedrich untersucht und öffentlich gemacht. Auch die genannte Formulierung aus dem Gestapo-Bericht findet dort Erwähnung.

Aufarbeitung: Das Unternehmen lässt das nicht auf sich sitzen

Die Aktion der Aktivisten in Karlsruhe zeigt, wie sensibel das Thema Erinnerungskultur in Deutschland weiterhin ist – besonders, wenn es um Unternehmen mit NS-Vergangenheit geht. Damit prallen hier zwei Sichtweisen hart aufeinander: Demonstranten fordern mehr Verantwortung, das Unternehmen verweist auf rechtsstaatliche Prinzipien. Die Proteste machen deutlich: Die Vergangenheit ist nicht vorbei – sie wird im Hier und Jetzt verhandelt.