Wer durch die Wälder Baden-Württembergs streift, könnte jetzt auf eines dieser seltenen Raubtiere treffen – und es ist nicht der Wolf. In Deutschland hat man sie lange nicht – oder sogar noch nie – gesehen.
Sie galten als verschwunden, doch nun sind sie wieder da – leise, scheu und doch bedeutsam. Nach dem Wolf kehren weitere seltene Raubtiere zurück in unsere Natur.
Gekommen, um zu bleiben: Sie fressen alles und nehmen, was sie kriegen können
Ein leises Knacken im Unterholz, dann ein scheuer Blick aus bernsteinfarbenen Augen. Bei einem Spaziergang in der Dämmerung könnte man inzwischen auf einen unerwarteten Gast treffen. Denn nach dem Wolf breiten sich indessen auch noch andere seltene Raubtiere im Ländle aus. Neben dem Luchs sorgt inzwischen auch der Goldschakal für Aufsehen in unseren Wäldern. Und das gleich doppelt – als faszinierender Teil der Natur und als Herausforderung für deren Schutz.
Die Ausbreitung ist messbar: Allein im Jahr 2025 gab es laut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) bereits 23 bestätigte Sichtungen des Goldschakals – unter anderem bei Karlsruhe, im Enzkreis, im Landkreis Böblingen und im Schwarzwald-Baar-Kreis. Auch die Reproduktion wurde dokumentiert. Das bedeutet: Die Tiere sind nicht nur auf der Durchreise – sie bleiben. Die zunehmend milden Winter in Südwestdeutschland kommen gerade dem Goldschakal entgegen. Ursprünglich stammt er aus Südosteuropa, weshalb ihm ein wärmeres Klima die Ansiedlung erleichtert. Aber was sind das eigentlich für Tiere, die da zu uns kommen?
Ohne Beute kein Gleichgewicht: Das Gesetz der Natur ist unverzichtbar für gesunde Wälder
Von den beiden seltenen Raubtieren ist es der Goldschakal, der dem Wolf ähnlicher sieht – allerdings mit goldbraunem Fell. Er ist ein Allesfresser, sehr anpassungsfähig und bevorzugt strukturreiche Landschaften mit Versteckmöglichkeiten. Der Luchs hingegen ist ein Einzelgänger, deutlich größer und schwerer und mit seinen Pinselohren unverkennbar. Beide Tiere sind sehr scheu, dämmerungsaktiv und für den Menschen absolut ungefährlich. Begegnungen bleiben selten. Und wenn, dann flüchtet das Tier sofort.
Wie wirkt sich aber die Ausbreitung auf die Natur aus? Noch lässt sich das nicht abschließend sagen. Klar ist: Der Goldschakal ist ein Opportunist. Er frisst Insekten, Beeren, kleine Tiere und Aas. Als Gesundheitspolizei der Natur hilft er dabei, Kadaver zu beseitigen und so die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Zwar könnten Goldschakale in Gruppen theoretisch auch größere Tiere wie Rehe oder kleinere Nutztiere reißen, in Baden-Württemberg ist das aber noch nie vorgekommen. Der Luchs hingegen lebt strikt als Einzelgänger und jagt ausschließlich Wild – Nutztiere meidet er.
Die Rückkehr von Goldschakal und Luchs ist kein Zufall, sondern vielmehr ein Signal. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich unsere Landschaft verändert und dass mit dem richtigen Schutz selbst scheue Wildtiere wieder Raum finden.
Doch dieses fragile Gleichgewicht bleibt nur erhalten, wenn Mensch und Natur im Einklang agieren. Die Zukunft der heimischen Wildtiere hängt also davon ab, ob wir bereit sind, ihnen diesen Raum zu geben.