Preise erhöht: Schulessen im Kreis Karlsruhe kaum noch bezahlbar

Kinder holen sich in der Schulkantine ihr Mittagessen. Ein Junge mit roter Kapuzenjacke tut sich gerade etwas vom Buffet auf seinen Teller. An immer mehr Schulen gibt es auch ein veganes Angebot. Das Schulessen ist kaum noch bezahlbar.
Symbolbild © istockphoto/SDI Productions

Hier ist das Schulessen kaum noch bezahlbar. Aber es regt sich Widerstand. Jetzt melden sich die Schüler selbst zu Wort – denn so kann es nicht weitergehen.  

Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung machten die Schüler ihrem Unmut Luft. Denn das Schulessen ist hier kaum noch bezahlbar. Erste Schüler haben sich bereits vom Essen abgemeldet.

Wird zum Luxus: Viele Familien können sich das einfach nicht mehr leisten

Was sich an der Gemeinschaftsschule in Malsch abspielt, ist auf zweierlei Weise bemerkenswert. Zum einen ist es traurig, dass für viele Familien das Schulessen kaum noch bezahlbar ist. Zum anderen aber ist es beeindruckend, wie klar und konsequent die Schüler selbst auf diese Entwicklung reagieren. Die Mitglieder der Schülermitverwaltung (SMV) nutzten die Einwohnerfragestunde im Gemeinderat, um öffentlich Stellung zu beziehen. Begleitet von ihrer Vertrauenslehrerin erklärten sie, dass viele Eltern die Preise nicht mehr stemmen könnten. Dass dies mittlerweile Realität in einem reichen Bundesland wie Baden-Württemberg ist, macht sprachlos.

Der Hintergrund: Der Gemeinderat hat kürzlich beschlossen, den Preis pro Mittagessen auf 6,63 Euro anzuheben. Der neue Beitrag für das Schulessen ist aber für viele Eltern kaum noch bezahlbar. Dabei beteiligt sich die Gemeinde mit insgesamt 456.000 Euro jährlich an den Kosten der Schulverpflegung. Tatsächlich kostet ein Essen rechnerisch sogar 8,29 Euro, mehr als die Hälfte davon entfällt auf Personalkosten. Wie kann es sein, dass ein einfaches Schulessen inzwischen beinahe so viel kostet wie ein Gericht im Restaurant?

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Ausgestoßen: Wer sich das Essen nicht leisten kann, muss draußen bleiben

Doch es kommt noch schlimmer. Denn die Jugendlichen und Kinder, die sich das Schulessen nicht leisten können, müssen das Schulgebäude in der Mittagspause verlassen. Auch im Winter. Dabei geht es beim gemeinsamen Essen nicht nur um Ernährung, sondern auch um soziale Teilhabe. Wer arm ist, muss draußen bleiben.

Bürgermeister Markus Bechler (Freie Wähler) zeigte zwar Verständnis für die Sorgen der Schüler und lobte deren Engagement als “gelebte Demokratie”. Ändern möchte man an den neuen Preisen allerdings nichts. Und schnell wird klar: Das Problem reicht weit über Malsch hinaus.

Denn fast drei Millionen Kinder und Jugendliche wachsen hierzulande in Armut auf – das ist jedes fünfte Kind. Für viele ist selbst ein subventioniertes Schulessen kaum noch bezahlbar. Die steigenden Kosten treffen diejenigen, die ohnehin jeden Cent umdrehen müssen, am härtesten. Gesunde Ernährung, Freizeitangebote oder Lernruhe zu Hause sind für viele Kinder nicht selbstverständlich. Die Inflation wirkt wie ein Brandbeschleuniger: Wenn Lebensmittel, Mieten und Energie teurer werden, bleibt am Monatsende schlicht zu wenig übrig. Was dann zuerst wegfällt? Häufig genau das, was Kinder für ein gutes Aufwachsen brauchen.

Am Ende wird es nicht reichen, auf kommunaler Ebene einzelne Preise zu diskutieren. Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Lösung – damit jedes Kind mitessen darf.