Studie aus Karlsruhe: Kinder bewegen sich kaum noch wegen Corona

Symbolbild

Karlsruhe (dpa) – Der zweite Lockdown in Deutschland hat Kinder und Jugendliche ausgebremst: Sie bewegen sich in der anhaltenden Schließungsphase weit weniger als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020.

Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das am Dienstag veröffentlicht wurde. Durchschnittlich 75 Minuten am Tag waren die beteiligten Kinder im Februar zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs oder joggten und nahmen Internet-Fitnessangebote wahr. Im vergangenen Frühling war die Bewegungsdauer mit täglich 166 Minuten mehr als doppelt so lang.

Alexander Woll, Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am KIT, mahnt angesichts des Abbaus langfristige Lösungen an, um auch in Situationen wie einer Pandemie die Bewegung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Denn Bewegung stärke nicht nur die Fitness, sondern auch das Wohlbefinden und die vor allem in einer Pandemie
wichtigen Abwehrkräfte. Das Institut befragte im Februar dieses Jahres 1700 junge Menschen im Alter von 4 bis 17 Jahren, 1322 davon wurden auch während des ersten Lockdowns befragt. An der ersten Befragung im Frühjahr 2020 hatten ebenfalls 1700 Kinder und Jugendliche teilgenommen.

Während die Zeit für körperliche Aktivitäten abnahm, verlängerte sich der Fernsehkonsum. Die Kinder und Jugendlichen saßen 222 Minuten am Tag vor dem Bildschirm, 28 Minuten länger als im ersten Lockdown. «Durch die höhere Inaktivität gab fast die Hälfte der Befragten nach eigener Einschätzung an, dass ihre Fitness stark gesunken sei», erklärte Woll. Knapp 30 Prozent der befragten jungen Menschen zwischen vier und 17 Jahren seien nach eigenen Worten dicker geworden.

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Im ersten Lockdown hatte das Bewegungsniveau noch über dem vor der Pandemie gelegen. Die Kinder und Jugendlichen fanden alternative Bewegungsmöglichkeiten, so dass sie den Vor-Corona-Wert von 142 Minuten Sport und Alltagsbewegung am Tag um mehr als 20 Minuten übertrafen.

Anders als vor einem Jahr zog der Wissenschaftler diesmal eine negative Bilanz. Das gute Wetter im ersten Lockdown habe bewirkt, dass sich die Kinder und Jugendlichen sehr viel draußen aufgehalten und folglich mehr bewegt hätten. Das sei im Winter nicht mehr in dem
Maße möglich gewesen. Außerdem hatten sie im zweiten Lockdown mehr Unterricht und damit weniger unverplante Zeit, wie der Forscher erläuterte. Überdies sei vermutlich der Frust der Kinder und Jugendlichen gestiegen und die Motivation für Bewegung gesunken.