Tausende Fässer radioaktiver Müll stehen mitten in Karlsruhe

Zahlreiche gelbe Fässer mit radioaktivem Müll stehen in einer großen Halle übereinander. Die Fässer mit Atommüll haben einen extrem gefährlichen Inhalt für Menschen.
Symbolbild © istockphoto/vchal

Karlsruhe war einst Vorreiter der Atomforschung – was bleibt, ist der radioaktive Müll. Und mit jedem neuen Lager werden die Hinterlassenschaften dieser vergangenen Ära sichtbarer und bedrohlicher.

Neue Zwischenlager machen das Erbe von Atomreaktoren heute unübersehbar. Leider befindet sich auch eine große Menge radioaktiven Mülls mitten in Karlsruhe. Hier ist ein neues Lager in Betrieb gegangen.

Atomstadt Karlsruhe: Ein Erbe aus alten Zeiten des Fortschritts

Zwar ist das neue Lager hochmodern, dennoch ist und bleibt es eine Zwischenlösung. Denn die eigentliche Endlagerung ist nach wie vor ungewiss. Nun ist jedenfalls auf dem Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ein neues Zwischenlager für radioaktiven Müll in Betrieb gegangen. Es befindet sich mitten im Landkreis Karlsruhe, auf dem Campus Nord in Eggenstein-Leopoldshafen. Künftig möchte man hier die Überreste aus dem Betrieb und Rückbau von Atomanlagen des KIT lagern. Bei der Handhabung der nicht weniger als 2.000 Fässer setzt aber niemand selbst Hand an, diese wird komplett ferngesteuert. Außerdem bestehen die Wände und Decken hier aus bis zu 1,80 Meter dickem Stahlbeton. Selbst wenn die Erde bebt: Dieses Lager bleibt bestehen.

Während Karlsruhe sich heute um radioaktiven Müll kümmern muss, war die Stadt in den 1960er-Jahren ein Zentrum der Atomforschung. Mit dem Reaktor FR2 nahm dort 1961 der erste Kernreaktor der Bundesrepublik den Betrieb auf. Später kamen weitere Anlagen hinzu. Diese Anlagen wieder abzubauen, zieht sich oft über Jahrzehnte. Doch mit dem neuen Lagerbau hat man jetzt mehr Platz für diesen Rückbau geschaffen. Denn jedes Bauteil, jede Leitung, jedes Stück Beton aus einem Reaktorgebäude muss man als potenzielle Gefahrenquelle behandeln. Vieles davon endet in Fässern wie denen, die nun ins neue Lager einziehen. Aber nicht nur Karlsruhe muss sich mit radioaktivem Müll herumschlagen. Das ist eine Aufgabe für ganz Deutschland.

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Kein Ende in Sicht: Müllmengen, die sich kaum greifen lassen

Somit sitzt die Bundesrepublik auf 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Müll, der sich da über die Jahre angesammelt hat. Das ist genug, um zehn olympische Schwimmbecken zu füllen. Hinzu kommen allerdings noch etwa 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. Diese Menge entspricht etwa dem Volumen von rund 240.000 Haushaltsmülltonnen. Ein großer Teil davon liegt in provisorischen Zwischenlagern wie dem in Karlsruhe. Diese Lager sind nicht für die Ewigkeit gedacht – aber bislang fehlt ein sicherer Ort, an dem der Müll dauerhaft verschwinden kann.

Ein solcher Ort soll eigentlich ab 2030 zur Verfügung stehen: Schacht Konrad in Niedersachsen. Das ist ein ehemaliges Eisenerzbergwerk, das man zum Endlager umbauen will. Doch das Projekt ist seit Jahrzehnten umstritten und mehrfach verzögert worden. Fachleute halten einen Start vor 2035 nicht für realistisch. Und solange das Endlager fehlt, bleibt auch das neue Gebäude auf dem KIT-Campus nichts anderes als eine Notlösung auf unbestimmte Zeit. Trotz all der Schwierigkeiten wünschen sich viele Menschen in Deutschland die Atomkraft zurück.