Wölfe treiben sich im Kreis Karlsruhe umher – Bürger in Sorge

Auf dem Bild sind zwei Wölfe zu sehen, die nebeneinander auf einem Waldpfad stehen. Ihr Fell zeigt eine Mischung aus Grau-, Braun- und Beigetönen. Beide Wölfe haben bernsteinfarbene Augen. Im Hintergrund ist eine natürliche Waldlandschaft mit Gras und kahlen Ästen zu sehen. Die Tiere tauchen im Kreis Karlsruhe immer öfter auf.
Symbolbild © imago/Karina Hessland

Sie streifen durch dunkle Wälder, überqueren Felder, manchmal ganze Dörfer: Immer häufiger tauchen Wölfe im Kreis Karlsruhe auf. Sichtungen, gerissene Tiere, Kamerabilder – und viele Bürger, die sich Sorgen machen.

Die Anwohner sind bereits alarmiert. Denn immer öfter tauchen sie in unserer Region auf – und sorgen für Aufsehen: Wölfe sind im Kreis Karlsruhe unterwegs.

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In Baden-Württemberg gibt es mittlerweile etliche Sichtungen und Nachweise. In der direkten Region allerdings tappte zuletzt am 20. Februar 2023 ein Wolf bei Dettenheim in eine Wildtierkamera. Zehn Tage zuvor hatte man ein Tier in Stutensee dokumentiert. Und kurz davor wiederum schlug ein Wolf in Waghäusel zu. Dort riss er ein Schaf. Die DNA-Analyse bestätigte: Es war der Wolf “GW2770” aus dem Rudel in der Annaburger Heide in Sachsen-Anhalt. Auch aus Bruchsal, Philippsburg und Hambrücken melden die Menschen immer wieder Sichtungen. Dabei könnten es stets dieselben Wölfe sein, die durch den Kreis Karlsruhe streifen. Die Furcht vor dem Wolf ist zurück. Die Frage ist nur: Wie berechtigt ist diese Angst?

Laut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg gibt es derzeit keine sesshaften Rudel an Wölfen im Kreis Karlsruhe. Die Tiere ziehen meist durch – auf der Suche nach Nahrung und einem eigenen Revier. Drei Einzelwölfe gelten aktuell in ganz Baden-Württemberg als sesshaft, alle im Schwarzwald. Das dortige “Schluchsee-Rudel” existiert nicht mehr – ein männlicher Welpe und eine trächtige Fähe wurden überfahren. Eine dauerhafte Ansiedlung im Kraichgau oder der Rheinebene halten Fachleute für eher unwahrscheinlich. Die Region sei zu stark zersiedelt, Rückzugsräume fehlen. Wahrscheinlicher sei die Ausbreitung von Waschbären und Goldschakalen, die sich bereits in der Umgebung etabliert haben.

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Trotz aller Aufregung gilt: Wölfe meiden den Menschen instinktiv und zeigen in der Regel kein Interesse an direktem Kontakt. Seit rund 20 Jahren breiten sie sich wieder in Deutschland aus – ohne einen einzigen Angriff auf Menschen. Nur zwei Tiere zeigten auffälliges Verhalten, beide wurden zuvor von Menschen gefüttert. Einer wurde später mit behördlicher Genehmigung getötet, der andere tot aufgefunden.

Ob im Kreis Karlsruhe oder anderswo: Zwischenfälle mit Wölfen sind extrem selten. In ganz Europa wurden zwischen 1950 und 2000 hinweg nur 59 Fälle bekannt, bei denen Menschen zu Schaden kamen – und das bei circa 20.000 Wölfen. Meist lag eine Tollwuterkrankung oder eine vorherige Anfütterung zugrunde. Deutlich gefährlicher sind im Alltag übrigens Hunde: Allein in Baden-Württemberg kam es in einem einzigen Jahr (2017) zu 1.396 registrierten Verletzungen durch Hundebisse.

Ja, der Wolf ist zurück. Aber gefährlich? Ist er kaum. Wer das Wildtier in Ruhe lässt und nicht füttert, hat nichts zu befürchten.