1200 Arbeitsplätze: Autozulieferer schließt Werk in Deutschland

Eine Produktionsstraße eines deutschen Autozulieferers, vielleicht auch eines Autobauers, ist zu sehen. In einer großen Halle stehen Roboter entlang der Produktionsstraße in der Montage.
Symbolbild © istockphoto/alvarez

Erneut eine Hiobsbotschaft aus der Automobilwelt: Ein traditionsreicher Autozulieferer schließt ein Werk in Deutschland. Zahlreiche Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel und die Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft.

Ein tiefgreifender Wandel in der Automobilbranche zeichnet sich zum Jahresanfang ab. Ein Autozulieferer schließt sein Werk an einem Standort und streicht zahlreiche Arbeitsplätze. Die Auswirkungen dieser betriebswirtschaftlichen Entscheidung sind für alle Beteiligten enorm.

Ein Industriezweig im Wandel fordert erste Opfer: Viele müssen wohl gehen

Die Automobilbranche erlebt eine Umbruchphase, die nicht nur Innovationen, sondern auch harte Einschnitte mit sich bringt. Der seit 1974 aktive Entwicklungsdienstleister Bertrandt aus Baden-Württemberg steht dabei im Fokus. Einst ein zentraler Partner für Fahrzeugtests, gerät das Unternehmen derzeit unter Druck, sich den neuen Marktanforderungen anzupassen. Der Trend zur Elektromobilität, digitale Vernetzung und nachhaltige Produktionsmethoden haben die Branche umgekrempelt.

Insbesondere mittelständische Unternehmen spüren diese Veränderungen. Bertrandt hat darauf mit einer weitreichenden Umstrukturierung reagiert, die bereits 2024 angekündigt wurde. Ein zentraler Punkt dieser Maßnahmen ist die geplante Schließung des Prüfstandorts in Nufringen bei Stuttgart. Hier haben rund 130 Beschäftigte bisher Fahrzeuge geprüft – eine Tätigkeit, die aufgrund neuer Technologien an Bedeutung verliert. Ihre Zukunft ist nun ungewiss.

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Die Entscheidung zur Schließung des Nufringer Werks ist Teil eines umfassenden Restrukturierungsplans, der konzernweit bis zu 1.200 Stellen in Deutschland betrifft. Besonders einschneidend ist dabei der Stellenabbau am Standort Tappenbeck nahe Wolfsburg, wo etwa 600 von 2.400 Arbeitsplätzen wegfallen sollen. Bertrandt begründet diesen drastischen Schritt mit einem spürbaren Rückgang der Aufträge aus der Automobilindustrie.

Die IG Metall kritisiert jedoch scharf, dass Bertrandt den Erhalt des Standorts in Nufringen nicht ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Dabei seien auch die wirtschaftlichen Folgen für die Region erheblich. Die Arbeitslosigkeit könnte steigen, während Familien und lokale Betriebe die Auswirkungen deutlich spüren würden. Der Fall Bertrandt steht exemplarisch für den Druck, unter dem Zulieferer derzeit stehen. Eine Studie des Prognos-Instituts zeigt, dass allein in Deutschland bis 2035 bis zu 140.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie wegfallen könnten. Doch es gibt auch Hoffnung: Der Bedarf an Fachkräften für Elektrotechnik, Softwareentwicklung und digitale Lösungen wächst, was neue Perspektiven eröffnen könnte. Bertrandt selbst betont, dass die Umstrukturierung notwendig sei, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.