Erneut macht die Automobilindustrie negative Schlagzeilen. Ein Autozulieferer ist insolvent, womit Hunderte Jobs auf dem Spiel stehen. Die Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft. Noch ist völlig ungewiss, wie die Situation ausgeht.
Ein angesehenes Unternehmen in der Automobilbranche befindet sich derzeit im Taumeln und könnte damit eine Lawine auslösen. Denn weil der große Autozulieferer insolvent ist, müssen die Mitarbeiter um ihre Jobs bangen. Das trifft die Region schwer.
Krise auf leisen Sohlen: Zwischen Alltag und Ausnahmezustand
In Harzgerode spürt man die Unruhe nicht sofort – doch sie ist da. Früher war das Werk von Bohai Trimet ein Pulsschlag der Region, heute gleicht es einer stillen Festung. Das mittelständische Unternehmen, spezialisiert auf Aluminium-Druckguss, steckt tief in der finanziellen Klemme. Die Insolvenz ist offiziell – und mit ihr die Angst um 678 Jobs. Was auf den ersten Blick wie ein Einzelfall wirkt, ist in Wahrheit ein Symptom größerer Veränderungen.
Der Strukturwandel in der Automobilbranche trifft vor allem jene Zulieferer hart, die noch stark auf Verbrennertechnik setzen. Bei Bohai Trimet laufen zwar moderne Gießanlagen, doch das Geschäftsmodell hängt an klassischen Fahrwerks- und Getriebeteilen. Der Druck steigt seit Monaten. Schon im vergangenen Herbst verschwanden erste Stellen. Gleichzeitig explodierten die Energiepreise – ein Fiasko für metallverarbeitende Betriebe. Im Inland kämpft man zudem mit steigenden Umweltauflagen und dem Fachkräftemangel, während im Ausland die Konkurrenz günstiger produziert.
Autozulieferer insolvent: Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt
Seit der Insolvenz ist Olaf Spiekermann als Verwalter im Einsatz. Er kennt Krisen wie diese – und weiß, wie knapp die Zeit ist. Drei Monate sind Löhne und Gehälter gesichert. In dieser Zeit muss ein Investor gefunden werden, der nicht nur Kapital, sondern auch eine Perspektive mitbringt. Ein völliger Produktionsstopp wäre fatal. Deshalb bleibt die Fertigung in Betrieb. Gerade diese Entscheidung soll signalisieren: Bohai Trimet funktioniert – und lohnt sich. Die ersten Rückmeldungen aus der Branche sind ermutigend, denn die Nachfrage nach hochwertigen Leichtmetallteilen bleibt trotz E-Mobilität bestehen.
In China betreibt Bohai Trimet bereits seit Jahren ein Werk – für mögliche Investoren ein Pluspunkt, denn der Zugang zum asiatischen Markt ist Gold wert. Experten betonen: Wer clever investiert, könnte hier ein zukunftsfähiges Unternehmen übernehmen – inklusive eingespieltem Team und Infrastruktur. Die nächsten Wochen entscheiden über weit mehr als einen Standort. Sie stehen für den Kampf eines klassischen Zulieferers, der sich neu erfinden muss.