Einstellung: Großer E-Autobauer ist komplett insolvent – “Rückzug”

Eine hochmoderne Fabrik eines E-Autobauers. Gelbe Roboterarme und orangefarbene Maschinen stellen hoch automatisiert Elektroautos her. In dem Werk sieht man Technik und Technologie, aber keine Arbeiter.
Symbolbild © imago/Imagn Images

Auch die Welt der E-Autobauer ist nicht immun gegen Krisen. Nun ist sogar ein Riese dieser Branche insolvent. Die Krise hat sich hier schon seit Längerem angebahnt. Jetzt steht ein Rückzug an.

Eigentlich sollten die Elektromobilität und die damit einhergehende Mobilitätswende viele Autohersteller retten. Doch nun zeigt sich, dass es oftmals deutlich anders läuft. Denn ein großer E-Autobauer ist nun insolvent – und das ist nur die Spitze eines Eisbergs voller Probleme.

Wie ein großer und sicherer Hoffnungsträger zum ernsten Problemfall wurde

Nikola wollte die Transportbranche revolutionieren – und das nicht mit kleinen Schritten. Das Unternehmen versprach emissionsfreie Lastwagen, die mit Batterie- und Brennstoffzellentechnologie die Zukunft des Güterverkehrs bestimmen sollten. Diese ambitionierte Vision lockte Milliardeninvestitionen an. Als Nikola 2020 an die Börse ging, schoss der Unternehmenswert auf 29 Milliarden Dollar. Doch während die Konkurrenz lieferte, kämpfte Nikola mit der Realität.

Schon früh gab es Zweifel, ob die groß angekündigten Technologien tatsächlich ausgereift waren. Der größte Skandal kam 2017 ans Licht: Ein Werbevideo zeigte einen scheinbar funktionsfähigen Lkw – doch in Wahrheit rollte er nur einen Hügel hinab. Firmengründer Trevor Milton, der Investoren gezielt über den Entwicklungsstand täuschte, wurde 2022 wegen Betrugs verurteilt. Das Image des Unternehmens lag in Trümmern, doch Nikola kämpfte weiter. 2021 kam der Nikola Tre auf den Markt, doch die Verkaufszahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

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Jetzt ist das Aus besiegelt: Nikola kann nicht mehr weitermachen und hat Insolvenz angemeldet. Allein 2024 häufte das Unternehmen Verluste von über 800 Millionen Dollar an – bei einem kümmerlichen Umsatz von 24 Millionen Dollar. Die Produktion geriet ins Stocken, Batteriemodelle mussten zurückgerufen werden und das Vertrauen in die Marke schwand endgültig. Im dritten Quartal 2024 wurden schließlich nur noch 88 Brennstoffzellen-Lkw an Händler geliefert.

Besonders bitter trifft das Ende von Nikola auch Gläubiger wie den deutschen Autozulieferer Bosch, dem das Unternehmen 13,3 Millionen Dollar schuldig ist. Während andere Hersteller von Elektrolastwagen weiter expandieren, bleibt Nikola als Mahnung für die Branche zurück: Visionen und Versprechen allein reichen nicht aus. Wer eine Industrie umkrempeln will, braucht vor allem eines – funktionierende Produkte und ein solides Geschäftsmodell.