Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen soll für mehr Sicherheit und weniger Unfälle sorgen, aber neue Erkenntnisse zeigen: Dies könnte doch viel gefährlicher als gedacht oder sogar kontraproduktiv sein.
Ein Tempolimit soll Leben retten – doch neue Erkenntnisse zeigen: Es könnte gefährlicher sein als bisher angenommen. Experten schlagen jetzt Alarm.
Niedriges Tempo gefährlicher als gedacht
Das Thema spaltet die Nation: ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Was für die einen ein Schritt in Richtung Klimaschutz und mehr Verkehrssicherheit ist, wirkt auf andere wie ein massiver Eingriff in ihre persönliche Freiheit. Doch jetzt schlagen Experten Alarm, denn was gut gemeint ist, könnte fatale Folgen haben.
Ein reduziertes Tempolimit auf 120 km/h klingt zunächst vernünftig. Weniger Geschwindigkeit, weniger schwere Unfälle – so zumindest die Theorie. Doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild: Verkehrsforscher warnen vor den unbequemen Nebenwirkungen der Tempodrosselung. Denn mit dem Tempo sinkt offenbar auch die Aufmerksamkeit vieler Fahrer. Experten gehen davon aus, dass das monotone Fahren bei 120 km/h zu Langeweile führt und genau das erhöht die Ablenkungsgefahr. Der Blick aufs Handy, das Checken von Nachrichten, ein kurzer Griff zur Wasserflasche – all das wird laut Experten wahrscheinlicher, je gleichförmiger die Fahrt wird.
Handys statt Hände am Steuer
Besonders beunruhigend: Eine Untersuchung tödlicher Verkehrsunfälle im Raum Köln zeigt, dass zwischen vierzig und sechzig Prozent der Unfälle von Fahrern, die alleine unterwegs waren, auf Ablenkung zurückzuführen sind. Ein neues Tempolimit könnte genau diesen Effekt noch verstärken und damit das genaue Gegenteil dessen bewirken, was es erreichen soll. Dazu kommt: Staus entstehen nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Verkehrsmenge, Baustellen oder Unfälle. Ob man also mit 130 oder 160 km/h fährt, macht laut Experten in vielen Situationen keinen entscheidenden Unterschied. Die oft als Argument genutzte Entlastung des Verkehrsflusses durch ein Tempolimit steht damit ebenfalls auf wackeligen Beinen.
Verkehrsexperten sprechen sich deshalb gegen eine starre Lösung aus. Stattdessen fordern sie flexible, situationsabhängige Geschwindigkeitsregelungen, zum Beispiel je nach Wetter, Tageszeit oder Verkehrsaufkommen. So könne man der Sicherheit dienen, ohne die Fahrer zu unterfordern oder ihre Eigenverantwortung zu untergraben. Fest steht: Das Tempolimit bleibt ein heißes Eisen. Und die neuesten Erkenntnisse zeigen: ganz so einfach ist die Rechnung mit weniger Tempo, mehr Sicherheit wohl doch nicht.