Es war ein großer Beitrag zur Mobilitätswende, und viele Millionen Deutsche nutzen es seit Jahren sehr gerne. Das Deutschland-Ticket hat beim Reisen im Land vieles einfacher gemacht, und nun soll es sogar laut einer Forderung billiger werden und unter 50 Euro kosten.
Das große Versprechen günstiger Mobilität wackelt, und hinter den Kulissen tobt ein Streit, der mehr als nur den Ticketpreis betrifft. Eine Forderung aus der Politik: Das Deutschland-Ticket soll wieder unter 50 Euro kosten. Bis das entschieden ist, muss noch vieles geklärt werden.
Hinter dem Tarif – was auf den ersten Blick niemand sieht
Das Deutschland-Ticket, einst gefeiert als Revolution im öffentlichen Verkehr, steht inzwischen auf wackeligen Füßen. Mit der Erhöhung auf 58 Euro monatlich ist das ursprüngliche Ziel, Menschen günstig und unkompliziert durch Deutschland zu bewegen, aus dem Fokus geraten. Während CDU und SPD moderate Preissteigerungen ins Spiel bringen, setzen die Grünen auf Kurskorrektur – mit klarem Ziel: zurück zu 49 Euro und das dauerhaft. Noch bis Ende 2025 stemmen Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen warnt bereits vor Versorgungslücken. Gleichzeitig häufen sich regionale Klagen, dass das Geld längst nicht mehr ausreicht, um steigende Energiepreise, bessere Löhne und modernisierte Systeme zu finanzieren.
In vielen Städten laufen daher bereits eigene Projekte, um sozial Schwächere zu entlasten. Tickets für 15 bis 48 Euro pro Monat sind in Kommunen wie Tübingen oder Marburg erhältlich. Sie sind allerdings oft begrenzt auf bestimmte Gruppen oder Altersstufen. Doch ein bundesweiter Ansatz fehlt bislang. Diverse Studien bringen es auf den Punkt: Das Ticket spart jährlich Millionen Tonnen CO₂ ein. Damit ist es nicht nur ein Sozialprojekt, sondern auch ein messbares Klimaschutzinstrument – das nun gefährdet ist.
Deutschland-Ticket unter 50 Euro: Die Entscheidung rückt näher
Im Zentrum der aktuellen Debatte steht mehr als nur ein Preis. Die Grünen fordern eine Preisdeckelung – ohne Schlupflöcher und ohne spätere Anpassung. Modelle wie das 365-Euro-Jahresticket oder stark ermäßigte Jobtickets könnten dabei helfen, das Ticket langfristig zu stabilisieren. Für Studierende und Azubis existieren bereits Vergünstigungen, oft mit bis zu 60 Prozent Ersparnis. CDU und SPD denken aber anders: Ein interner Vorschlag sieht ab 2027 stufenweise Anpassungen vor – natürlich “sozialverträglich”. Doch wie viel “Verträglichkeit” bleibt, wenn das Ticket für Familien zunehmend unerschwinglich wird? Erst kürzlich stieg die Reservierungsgebühr, Familien zahlen nun teils das Doppelte für Sitzplätze.
Ein möglicher Ausweg: Staffelpreise nach Einkommen. Erste Pilotversuche zeigen, dass selbst Kleinstädte wie Kiel oder Flensburg Modelle für 15 bis 29 Euro anbieten können – zumindest für bestimmte Gruppen. Die Sonderkonferenz am 27. Juni dürfte zur Nagelprobe werden: Bleibt das Ticket ein Versprechen für alle – oder wird es zum Privileg?