In Deutschland sind täglich Millionen Autofahrer auf Tankstellen angewiesen. Nun kommt eine große Veränderung auf sie zu, denn eine Tankstellenkette ändert etwas Gravierendes daran, wie sie ihre Standorte schließt.
Eine Tankstellenkette, die viele ihrer Standorte nun nachts schließt, sorgt für Unmut der Autofahrer, denn damit geht eine Möglichkeit verloren, zur späten Stunde zu tanken. Für das Unternehmen kommt es aber nun noch dicker.
Wenn nachts das Licht ausgeht
Tankstellen mit 24-Stunden-Betrieb waren für viele Autofahrer lange eine feste Größe. Doch bei Aral verschwinden sie zunehmend aus der Nacht. Zwischen 22 und 4 Uhr schließen immer mehr Stationen – besonders in ländlichen Gebieten. Der Grund: In diesen Stunden tanken kaum noch Kunden, gleichzeitig steigen die Personalkosten mit dem neuen Mindestlohn von 15 Euro deutlich an. Rund 600 Aral-Stationen betreibt das Unternehmen selbst – mit etwa 6.000 Beschäftigten bundesweit.
Jetzt sollen im Rahmen eines Sparkurses auch 300 Stellen wegfallen, ein Drittel davon allein am Standort Bochum. Auch bei der Aral-Tochter Castrol fallen 60 Jobs weg. Das Unternehmen verweist auf einen ausgehandelten Sozialplan, doch die Unsicherheit unter den Mitarbeitenden wächst. Die Entscheidung wirkt sich auch auf den Tankstellenmarkt aus. Einige Wettbewerber denken bereits darüber nach, sich ganz aus bestimmten Regionen zurückzuziehen. Der klassische 24/7-Service verliert an Wirtschaftlichkeit – und damit an Zukunft. Besonders für Berufspendler oder Lieferdienste, die nachts unterwegs sind, wird das spürbare Folgen haben.
E-Ladestationen, HVO und ein stiller Strukturbruch
Aral baut an der Tankstelle der Zukunft – mit 3.500 Schnellladepunkten, die bereits stehen, und 5.000 als Zielmarke bis Ende 2025. Die neuen Stromsäulen sollen flächendeckend dort entstehen, wo heute noch fossile Kraftstoffe fließen. Genehmigungen, Lieferketten und Baukapazitäten bremsen das Wachstum zwar – dennoch bleibt der Konzern bei diesem Kurs. Auch HVO, ein synthetischer Diesel aus pflanzlichen Reststoffen, spielt in Arals Planungen eine Rolle. Die umweltschonende Alternative steckt jedoch in der Nische: Die Produktion ist teuer, die Besteuerung ungünstig.
Fachleute fordern nun gezielte staatliche Anreize, um HVO wettbewerbsfähiger zu machen – besonders im Schwerlastverkehr könnte das große Effekte haben. Der Umbau bei Aral steht damit exemplarisch für den Wandel in der Mobilität: weg vom ständigen Service an der Zapfsäule, hin zu nachhaltigen, digital vernetzten Lösungen. Während nachts eingespart wird, entsteht tagsüber ein neues Netz – nicht laut, aber mit großer Tragweite für die Verkehrswende.