Katastrophe: ADAC testet E-Autos – “Nur eins schafft die Strecke”

Ein weißes E-Auto, in der Aufnahme von hinten zu sehen, steht im Winter auf einer verschneiten Straße an einer Ladesäule und lädt seinen Akku wieder vollständig auf.
Symbolbild © istockphoto/LIVINUS

Die Reichweitenangst ist nach wie vor ein verbreitetes Phänomen. Dazu testete der ADAC nun diverse E-Autos. Das Ergebnis, zu dem der Club kommt, ist erschreckend. 

Man wollte potenzielle Kunden beruhigen, ihnen erklären, dass ihre Angst wegen der Reichweite unbegründet sei. Leider scheinen die Menschen vollkommen recht zu haben. Als der ADAC verschiedene E-Autos testete, musste er der Katastrophe ins Gesicht blicken.

Verborgene Fallstricke und die Wahrheit über Reichweiten bei E-Autos

Die 25 E-Autos, die der ADAC jüngst testete, waren bei Weitem keine Billigware. Es handelte sich dabei um Stromer, die gerade für ihre Reichweite gerühmt werden. Das macht das Ergebnis noch ernüchternder. Denn nur ein Wagen hat es bei dem Test ins Ziel geschafft. Laut WLTP verfügten alle diese Elektroautos über 500 Kilometer Reichweite. Das “Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure” ist ein standardisiertes Testverfahren, um die realistische Reichweite eines E-Autos zu ermitteln. Doch in diesem Fall enttäuschte die Realität leider.

Das, was der ADAC an den E-Autos testete, ist einfach: Sie alle sollten es schaffen, die Strecke von München nach Berlin in einem Rutsch zu schaffen – bei winterlichen Bedingungen wohlbemerkt. Dass das nicht alle Autos bewältigen würden, war abzusehen. Dass es aber am Ende wirklich nur ein einziges Fahrzeug schaffte, ist schon erschreckend. Die Strecke von 582 Kilometern konnte nur der Mercedes-Benz EQS 450+ bewältigen. Er kam sogar mit 18 Kilometern Rest-Reichweite ins Ziel. Die anderen Elektroautos gaben teilweise schon weit vorher den Geist auf. Skandalös: Der Toyota BZ4X FWD machte nach nur 233 Kilometern schlapp – das sind nicht mehr als 46 Prozent seiner WLTP-Reichweite! Der VW ID.7 PRO S – auf Platz vier vertreten – legte zumindest 436 Kilometer zurück. Das wäre jedoch nur in Ordnung, wenn seine WLTP-Reichweite nicht mit 700 Kilometern angegeben wäre!

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Manche Autos schaffen nicht einmal die Hälfte der versprochenen Strecke

Auf Platz drei landete der Porsche Taycan Perf. Plus. Er kam zwar über 500 Kilometer (504), aber leider nicht ans Ziel. Platz zwei belegte der Lucid Air Grand Touring AWD mit 518 Kilometern – wobei seine WLTP-Reichweite mit 839 Kilometern angegeben ist. 18 der 25 Fahrzeuge kamen nach weniger als 400 Kilometern zum Stillstand. Bei sechs von ihnen war es schon nach weniger als 300 Kilometer so weit.

Auch wenn es der Mercedes ins Ziel schaffte, gibt es eigentlich an allen E-Autos, die der ADAC testete, etwas auszusetzen. Denn die WLTP-Reichweite des EQS 450+ wurde mit stolzen 817 Kilometern angegeben! Die Testergebnisse werfen damit ein bezeichnendes Licht auf die Problematik der Winterreichweite bei Elektroautos. Die niedrigen Temperaturen lassen die Batterien deutlich schneller an Leistung verlieren, da die Ionen langsamer fließen. Dazu kommt der zusätzliche Energieverbrauch für das Heizen des Fahrzeuginnenraums, was die Reichweite weiter reduziert. Der ADAC fordert deshalb eine ehrliche Darstellung der Reichweite. Es herrschen nun mal fast nie Idealbedingungen. Autofahrer müssen wissen, worauf sie sich im Winter einlassen. Ansonsten bleiben sie auf mittlerer Strecke plötzlich stehen. Eine künftige Lösung könnte die neue Erfindung von Mercedes sein: Der Solarlack.