“Kaum Nachfrage”: Immer mehr Wasserstoff-Tankstellen schließen

Auf einem grauen Campus mit einem Kühlturm oder Industrie-Schornstein steht eine Wasserstoff-Tankstelle, die aber außer Betrieb zu sein scheint.
Symbolbild @ imago/Ardan Fuessmann

Wasserstoff galt einst als gute und grüne Energiequelle für Autos. Nun sieht die Situation aber komplett anders aus und immer mehr Wasserstoff-Tankstellen schließen. Und auch eine andere wichtige Unterstützung für diese Antriebsquelle bricht weg.

Viele Firmen wenden sich vom Wasserstoffantrieb ab und setzen auf eine andere Technologie. Unweigerlich müssen deshalb Wasserstoff-Tankstellen schließen. Doch hinter der Entwicklung steckt noch viel mehr.

Das große Schweigen an der Zapfsäule: Andere Länder, andere Sitten

Über Jahre galt Wasserstoff als Hoffnungsträger der sauberen Mobilität – leise, lokal, emissionsfrei und schnell betankbar. Doch auf dem Weg zur Alltagstauglichkeit scheint diese Vision zu bröckeln. In Österreich hat der Energieriese OMV nun das Kapitel Wasserstoff im Pkw-Bereich vorerst geschlossen. Die letzten öffentlichen H₂-Tankstellen des Landes sind Geschichte – mangels Nachfrage und angesichts hoher Kosten. Auch anderswo ist das Bild ähnlich trist: In Kalifornien zogen sich große Anbieter bereits zurück, in Großbritannien stoppte der Ausbau frühzeitig. Und in Deutschland?

Zwar existieren laut dem Fachportal H2stations.org aktuell noch rund 105 Wasserstofftankstellen – doch das ist wenig im Vergleich zu den rund 14.000 konventionellen Tankstellen. Die ohnehin dünne Infrastruktur wächst kaum noch und wird vielerorts sogar zurückgebaut. Ein Blick auf die Zulassungszahlen macht das Dilemma greifbar: Ende 2024 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt nur noch knapp 1.800 Brennstoffzellen-Pkw auf deutschen Straßen – ein Minus von fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Batterieelektrische Fahrzeuge hingegen schossen auf über 1,65 Millionen. Ein klares Signal, wohin die Reise der Mobilität aktuell geht.

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Hoffnungsträger Wasserstoff: Zwei Hersteller geben nicht auf

Trotz dieses Rückzugs auf breiter Front halten BMW und Toyota weiter an der Wasserstoffstrategie fest. Gemeinsam tüfteln sie an einem Brennstoffzellen-SUV auf Basis des BMW X5, intern “iX5 Hydrogen” genannt. Die Kleinserie rollt bereits über Teststrecken, mit bis zu 500 Kilometern Reichweite und null lokalen Emissionen. Toyota liefert die Brennstoffzellen, BMW kümmert sich um den Fahrzeugbau – ein Schulterschluss zweier Mobilitätsriesen.

Ihr Ziel: die Technik serienreif machen – nicht nur für Autos, sondern auch für Lkw und Lieferfahrzeuge. Gerade im Schwerlastverkehr, wo Batterien an ihre Grenzen stoßen, könnte Wasserstoff eine praktikable Lösung sein. Die Hersteller fordern deshalb politischen Rückenwind, Investitionen in Tankinfrastruktur und ein Umdenken in der Förderpolitik. Und tatsächlich: In Südkorea und Japan laufen bereits staatlich unterstützte Programme zum Ausbau des H₂-Netzes. Auch in Deutschland regt sich Bewegung – doch solange Tankstellen schließen, bevor neue entstehen, bleibt die Vision vom Wasserstoffauto ein fernes Versprechen.