Klatsche: Bundesverband für Elektromobilität ist plötzlich pleite

Ein rotes Elektroauto, das gerade parkt, lädt an einer E-Ladesäule seine Batterie auf, um weiterfahren zu können. Die Ladesäule ist mit einem Schlauch mit dem Fahrzeug verbunden.
Symbolbild © imago/NurPhoto

Ein wichtiger Wegbereiter für Elektromobilität und eine nachhaltige Mobilitätswende fehlt wohl weg. Denn der Bundesverband für Elektromobilität geht überraschend und plötzlich pleite. Wie es weiter geht, weiß so recht keiner. Und immer noch gibt es so einige Unklarheiten.

Hinter der Pleite des einflussreichen Bundesverbands für Elektromobilität steckt mehr als ein Finanzloch. Die Branche zittert vor dem Dominoeffekt und immer noch kann man nicht genau sagen, was der Auslöser war.

Zerreißprobe im Hintergrund – mehr als nur ein schwacher Akku

Was auf dem Papier wie eine einfache Insolvenz aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Warnsignal für eine ganze Branche. Der Bundesverband E-Mobilität, kurz BEM, galt über Jahre hinweg als Stimme und Vernetzungszentrale für rund 450 Unternehmen – vom Start-up bis zum Automobilkonzern. Im Mai 2025 meldete er plötzlich Insolvenz an. Dabei war der BEM weit mehr als nur ein Lobbyverband. Über seinen parlamentarischen Beirat hatte er direkten Draht zur Politik, brachte Gesetzesinitiativen mit auf den Weg und war ein aktiver Treiber beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Sein Ausfall hinterlässt also nicht nur eine bürokratische Lücke – sondern auch eine inhaltliche.

Doch die ersten Risse zeigten sich schon früher. Bereits 2023 kam es zu Spannungen im Vorstand, die sich in einem Machtkampf zwischen Gründungspräsident Kurt Sigl und seinen Kollegen entluden. Im Zentrum: die BEM Academy – ein ambitioniertes Bildungsprojekt, das intern zum Streitfall wurde. Anfang 2024 folgte die Trennung von Sigl, ohne Ersatz – ein Bruch, der offenbar tiefer reichte als gedacht. Gleichzeitig ächzte die Branche unter externem Druck: Stagnierende Absatzzahlen, eine verunsicherte Kundschaft und abrupte Änderungen bei Förderprogrammen haben bereits mehrere Hersteller von Ladesäulen wie Compleo und Tritium in die Knie gezwungen. Der Fall des BEM wirkt nun wie der symbolische Kipppunkt.

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Mit dem Kollaps des BEM verliert die Elektromobilitätsbranche ihr Sprachrohr. Denn besonders kleine und mittlere Betriebe könnten nun auf sich allein gestellt sein. Der Verband war es, der ihre Anliegen in politische Prozesse einspeiste und Fördergelder mit auf den Weg brachte. Sein Aus bedeutet eine spürbare Schwächung der kollektiven Interessenvertretung.

In dieser angespannten Lage übernimmt jetzt der erfahrene Berliner Rechtsanwalt Joachim Voigt-Salus die Verwaltung der Insolvenzmasse. Brancheninsider hoffen auf eine Sanierung – doch ob Vertrauen und Struktur wiederherstellbar sind, bleibt offen. Ohne neue Bündnisse und klare Strategien könnte die Branche in einen langfristigen Kursverlust geraten.