Als verwunderlich und skurril kann man diese Nachricht aus der Autowelt wohl am besten beschreiben. Erste Elektroautos erhalten doch tatsächlich ein Öl-Bauteil wie beim Verbrenner, obwohl es so gar nicht zum Elektro-Image passt.
Ein winziges Bauteil in den ersten Elektroautos sorgt für große Irritation, denn es handelt sich um ein Öl-Bauteil. Dieses rückt auch eine wenig bekannte Schattenseite der Elektromobilität in den Fokus.
Was sich unter der Motorhaube wirklich verbirgt
Wer beim Tesla Model Y genauer hinschaut, entdeckt ein altbekanntes Teil aus der Verbrenner-Ära: einen Ölfilter. In einem Fahrzeug, das weder Kolben noch Zündkerzen besitzt, wirkt das zunächst wie ein Anachronismus. Kein Wunder also, dass Onlineforen angefüllt sind mit Spekulationen – vom vermuteten Hybridmotor bis zum angeblichen Systemfehler. Doch die Erklärung ist technischer Natur, wenn auch überraschend. Denn auch in einem E-Auto müssen sich mechanische Bauteile bewegen – etwa im sogenannten E-Getriebe. Dieses wandelt die extremen Drehzahlen des Elektromotors in ein straßentaugliches Niveau um. Dabei entsteht Reibung – und damit Wärme. Genau hier kommt das spezielle Getriebeöl ins Spiel: Es schmiert, kühlt und schützt die Komponenten. Der sogenannte Ölfilter sorgt dafür, dass Metallspäne und Abrieb nicht in den Kreislauf gelangen.
In Dual-Motor-Varianten wie dem Allrad-Model Y sind außerdem zwei dieser Filter verbaut – einer pro Achse. Und je nach Baujahr verbirgt sich der Filter entweder gut erreichbar im Unterboden oder tief im Gehäuse integriert, was den Wechsel komplizierter macht. Dass Tesla-Fahrer selbst Hand anlegen, ist damit fast ausgeschlossen – eine Entwicklung, die bei modernen E-Autos allgemein aber zunimmt.
Elektroautos, Öl-Bauteil und eine unbequeme Wahrheit
Denn obwohl Strom statt Benzin durch das System fließt, bleibt der Tesla nicht frei von fossilen Verbindungen. Das verwendete Getriebeöl basiert auf mineralölähnlichen Substanzen. Auch in der Kunststoffverarbeitung – wie für Gehäuseteile oder Kabelummantelungen – steckt Erdöl. Hinzu kommt: Die Batterieherstellung verschlingt riesige Mengen an Energie und seltene Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt, deren Abbau oft unter ökologisch problematischen Bedingungen erfolgt.
Was also wie ein Fortschritt wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein System mit Grauzonen. Das E-Auto steht nicht grundsätzlich über dem Verbrenner – es verlagert nur die Umweltauswirkungen an andere Stellen der Wertschöpfungskette. Der Ölfilter im Model Y wird damit zum Symbol eines ungelösten Widerspruchs: Nachhaltigkeit ist nicht allein eine Frage des Antriebs, sondern des gesamten Mobilitätskonzepts. Wer wirklich emissionsarm unterwegs sein will, kommt langfristig nicht am Ausbau kollektiver Verkehrsformen vorbei.