Eigentlich sollten sie hunderte Kilometer weit kommen. Doch ein Reichweiten-Test offenbart jetzt, dass fast alle E-Autos hinter den Erwartungen bleiben. Die Hersteller versprechen ihren Kunden einfach zu viel.
Der große Reichweiten-Test des ADAC zeigt, dass so gut wie alle Marken bei den Angaben ihrer E-Autos übertreiben. Nur ein einziges Elektroauto konnte die Test-Strecke zurücklegen, ohne zwischendurch aufladen zu müssen. Das Ergebnis ist eine Klatsche.
Bis zu 80 Prozent mehr Verbrauch als versprochen!
Elektroautos sollen alltagstauglich sein – doch auf der Langstrecke zeigt sich ein anderes Bild. Der ADAC hat 25 E-Modelle unter realistischen winterlichen Bedingungen getestet: Autobahnfahrt bei 0 Grad von München nach Berlin. Das Ergebnis ist wohl mehr als ernüchternd. Denn etliche Hersteller werben mit Reichweiten von 500 bis 700 Kilometern. Doch diese Werte basieren auf dem WLTP-Zyklus, der unter idealen Bedingungen ermittelt wird – bei milden Temperaturen und gemischtem Fahrprofil. Bei dem großen Reichweiten-Test, der eben möglichst realistisch sein sollte, schrumpft die Reichweite der E-Autos plötzlich drastisch. Es ist klar, dass das Fahrzeug im Winter seine optimale Reichweite nicht erreichen kann. Doch die Einbußen sind extrem enttäuschend und decken auf, wie viel die Hersteller hier doch schönreden.
Von den 25 getesteten Fahrzeugen schaffte nur ein einziges Modell die Strecke ohne Ladestopp: der Mercedes EQS mit 118-kWh-Akku und einem Testwert von 600 Kilometern. Selbst dieser kam mit nur 18 Kilometern Restreichweite an – ein riskantes Unterfangen im echten Leben. Die meisten anderen Modelle mussten ein- bis dreimal nachladen. Besonders enttäuschend: Bei vielen E-Autos lag der Verbrauch um 50 bis 80 Prozent höher als versprochen. Beim Volvo EC40, MG4 und Ford Capri war die Abweichung besonders gravierend. Positiv schnitten der Nio ET5, Porsche Taycan und Mercedes EQS ab, deren Werte nur geringfügig von den Herstellerangaben abwichen.
Winter, Autobahn, Realität: So wird das nichts mit der Verkehrswende
Das wirft die Frage auf: Wie realistisch sind die Versprechen der Autobauer überhaupt? Wer 500 Kilometer verspricht, sollte nicht schon nach der Hälfte nachladen müssen. Ein besonders negatives Beispiel liefert der Volvo EC40: Der Test legte offen, dass der Wagen um über 80 Prozent mehr verbrauchte als versprochen. Das zeigt eindrucksvoll, wie weit die Realität von den WLTP-Werten entfernt ist.
Dass viele E-Autos im Winter auf der Autobahn weit hinter den Herstellerangaben zurückbleiben, offenbart, dass die Technik wohl noch nicht ganz ausgereift ist. Die Hersteller müssen nachbessern – bei der Effizienz, beim Temperaturmanagement und bei der Ladeleistung. Sonst bleibt die Verkehrswende ein Versprechen, das in Wirklichkeit nicht aufgeht. Und dennoch erwarten Experten in naher Zukunft einen E-Auto-Boom in Europa.