Seit 1960: Nächster Autozulieferer aus Deutschland ist nun pleite

Reifenherstellung in einem großen Betrieb als Massenware. In diesem großen Betrieb arbeiten viele Mitarbeiter in Schichtarbeit, sie stellen Reifen her. Die Autoreifen sind für PKWs und LKWs gedacht.
Symbolbild © istockphoto/dobrovizcki

Tradition ist in Deutschland längst kein Garant mehr für Erfolg und Jahre des Wachstums und Bestands. Nun ist der nächste große Autozulieferer aus Deutschland, der schon seit 1960 existiert, pleite.

Traditionsreiche Unternehmen, egal in welcher Branche, haben die Preiserhöhungen und den Fachkräftemangel in den letzten Jahren stark zu spüren bekommen. Jetzt ist ein weiterer Autozulieferer, der in Deutschland schon seit 1960 tätig ist, pleite.

Von Spritzguss zu Stromschock – was kleine Firmen heute zu Fall bringt

Es beginnt wie viele Geschichten in der deutschen Industriekultur: mit einem Handwerksbetrieb, einer Idee und viel Durchhaltewillen. Im Jahr 1960 gründeten zwei Tüftler aus Süddeutschland eine Firma, die Kunststoffformen für Spielzeug herstellte. Daraus wurde die heutige Kick GmbH – ein spezialisierter Zulieferer, der später auch für die Autobranche fertigte. In Göppingen blieb man bodenständig und klein, mit nur sieben Mitarbeitenden – ein Modell, das lange funktionierte.

Doch die Zeiten, in denen Spezialisierung allein reicht, sind vorbei. Die wirtschaftliche Landschaft hat sich dramatisch verändert: Energiepreise haben sich seit 2022 teils verdoppelt, viele Lieferketten blieben seit der Corona-Pandemie dauerhaft gestört. Laut aktuellen Umfragen denken rund 25 Prozent der Mittelständler inzwischen über Produktionsverlagerungen ins Ausland nach – auch aus Baden-Württemberg. Für Betriebe ohne Rücklagen wie Kick wird jede Schwankung zur Existenzfrage. Die Region Göppingen bleibt dabei kein Einzelfall. Kick ist dabei ein Name, der vielen vielleicht nicht geläufig ist, aber dennoch für ein Kapitel deutscher Industriekultur steht. Noch laufen Maschinen, noch gehen Bestellungen raus. Aber ob das so bleibt, steht in den Sternen.

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Zukunft für seit Jahrzehnten bestehenden Autozulieferer bleibt ungewiss: kleiner Hoffnungsschimmer

Am 1. Juni stellte die Kick GmbH offiziell einen Insolvenzantrag. Der zuständige Insolvenzverwalter versucht nun, das Steuer herumzureißen – mit einer übertragenden Sanierung. Die Löhne sind vorerst über das Insolvenzgeld abgesichert. Parallel laufen Gespräche mit potenziellen Investoren, die frisches Kapital bringen könnten. Denn nur mit neuer finanzieller Kraft lässt sich der Neustart schaffen.

Die Politik und Branchenverbände bieten Unterstützung: Förderprogramme, Steuerstundungen und Exporthilfen sollen dem Mittelstand den Rücken stärken. Doch ein Happy End ist nicht garantiert. Die Transformation der Automobilbranche – hin zu E-Mobilität und Digitalisierung – erfordert hohe Investitionen. Gerade bei kleinen Zulieferern fehlt oft die digitale Infrastruktur. Für Kick ist dies ein Rennen gegen die Zeit – doch vielleicht auch die Chance, als schlanker, moderner Anbieter neu zu starten.