Statt Elektroauto: Mercedes setzt weiter auf Verbrenner – “Rückzug”

Ein großer Mercedes-Stern glänzt als Daimler-Logo von Mercedes und prangt auf dem riesigen Firmengebäude. Im Licht einer Laterne ist im Vordergrund ein Baum zu erkennen. Im Hintergrund geht gerade die Sonne unter.
Symbolbild © imago/ Olaf Döring

Ursprünglich sahen die Pläne einmal ganz anders aus. Dennoch baut Mercedes weiterhin Verbrenner, was wie ein Rückzug wirken mag. Doch die Firma mit dem Stern muss sich der Nachfrage anpassen.

Das mag den einen oder anderen Autofan überraschen. Mercedes leitet jetzt einen Rückzug ein und fokussiert sich wieder auf seine Verbrenner. Und das, obwohl eigentlich dem Elektroauto die Zukunft gehören sollte.

Gerade einmal 9,3 Prozent aller Verkäufe bei Mercedes sind derzeit elektrisch

So schnell kann sich das Blatt wenden. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, als Mercedes-CEO Ola Källenius verkündete, im Jahre 2030 ausschließlich E-Autos im Sortiment haben wollen. Diese Pläne gehören der Vergangenheit an. Denn die Nachfrage nach Stromern und der dazugehörige Enthusiasmus hat in Deutschland spürbar nachgelassen. Da kann man es Mercedes wohl kaum verdenken, das Geschäft mit dem Verbrenner wieder aufzunehmen und was die Elektroautos angeht, den Rückzug anzutreten – zumindest vorerst. Natürlich wird man in Stuttgart nun nicht komplett die Elektro-Pläne einstampfen. Da aber niemand weiß, was die Zukunft bringt, fährt man dort weiterhin zweigleisig.

Außerdem gehörte es 2022 noch zur Vision bei Mercedes, bereits 2025 zur Hälfte elektrisch zu sein. Diese Absicht hat man indessen ins Jahr 2030 verlegt – das Jahr, in dem die Schwaben ursprünglich vollkommen elektrisch fahren wollten. Das alte Vorhaben auf Teufel komm raus durchzudrücken, wäre angesichts der aktuellen Lage jedoch wirklich nicht klug. Der Teil-Rückzug des Stromers und die Neu-Fokussierung auf den Verbrenner bei Mercedes ergibt schlichtweg Sinn. Zwar wächst das Angebot an E-Fahrzeugen überall weiter, doch die Stimmung der deutschen Kunden ist getrübt. Hohe Anschaffungskosten und die noch immer ausbaufähige Ladeinfrastruktur schrecken viele Käufer ab. Hinzu kommen steigende Lebenshaltungskosten und eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit. Potenzielle Kunden schieben größere Investitionen wie den Kauf eines Elektroautos derzeit auf.

Lesen Sie auch
Hohe Bußgelder: Verbot an allen Ampeln für Autofahrer tritt in Kraft

Zwischen Vision und Realität: Das E-Auto kann die Erwartungen nicht erfüllen

In einer Zeit, in der Verbrenner weiterhin gefragt sind und das E-Auto noch nicht vollends überzeugen konnte, wirkt Mercedes’ zweigleisige Strategie nur logisch. Die aktuelle Entwicklung nährt Zweifel an dem anfänglichen Enthusiasmus für die Elektromobilität: Wahrscheinlich ist sie tatsächlich die Technik von morgen, doch ein überstürztes Durchsetzen scheitert, solange sich viele Menschen das E-Auto schlichtweg nicht leisten können. Gute Dinge brauchen eben Zeit – das spiegelt sich auch in den jüngsten Überlegungen wider, das EU-Verbrenner-Verbot ab 2035 noch einmal gründlich zu überdenken.