Tempo 30 in allen deutschen Innenstädten! Dass diese Forderung für ordentlichen Wirbel und auch Gegenwind sorgt, kann man sich denken. Dann würde es bald heißen: Langsame Fahrt voraus.
Die Forderung steht: Wir sollen in allen deutschen Innenstädten nur noch mit Tempo 30 fahren. So manch einer mag sich denken, dass man da ja direkt aufs Fahrrad umsteigen könnte.
Geduldsprobe oder Notwendigkeit: Die Forderung stößt Autofahrern sauer auf
Wer kennt sie nicht – die unendlich langen Fahrtzeiten durch Städte. Hinzu kommen ständige Tempolimits, die das ganze Prozedere noch einmal verlangsamen. Und vor diesem Hintergrund verlangt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nun tatsächlich, in allen deutschen Innenstädten Tempo 30 einzuführen! Vielen Autofahrern sind die normalen 50 Kilometer pro Stunde schon nicht schnell genug. Ein Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde überall würde das Fahren definitiv noch zäher machen. Kann das wirklich die Lösung für das Verkehrschaos sein? Die Polizei begründet ihre Forderung mit einem Wort: Sicherheit. Denn trotz aller modernen Assistenzsysteme und der immer strengeren Strafen für Verkehrssünder gibt es nach wie vor zu viele Unfälle. Gerade die mit Personenschäden sind es dabei, die einem zu denken geben. Doch dass deshalb alle nur noch mit Tempo 30 durch die deutschen Innenstädte fahren sollen, sehen nur wenige Autofahrer ein.
Wir dürfen nicht vergessen: Die Hauptursache für tödliche Unfälle in Städten ist die Geschwindigkeit. Bei Tempo 50 ist es um das Vierfache wahrscheinlicher, dass ein angefahrener Fußgänger stirbt. Deshalb wird die GdP aktiv und fordert eine klare Entschleunigung. Aber wenn wir alles dem Sicherheitsaspekt unterordnen, stellt sich die Frage: Was bleibt vom Autofahren übrig? Die tägliche Fahrt wird zur Geduldsprobe – wir kommen nicht mehr zügig von A nach B. Trotzdem sind die Argumente der GdP nicht aus der Luft gegriffen, wenn sie Tempo 30 in deutschen Innenstädten fordert. Denn von den Hunderten Fußgängern, die jedes Jahr im Zusammenhang mit einem Unfall sterben, sind in erster Hinsicht zwei Personengruppen betroffen: Kinder und Senioren. Letztere Zahl steigt, da unsere Gesellschaft älter wird.
Sicherheit oder Stau: Vor allem Kinder und Senioren könnten profitieren
Die Forderung nach Tempo 30 in allen deutschen Innenstädten mag auf den ersten Blick übertrieben wirken, aber sie könnte gerade für diese Risikogruppen entscheidend sein. Zudem fordert die GdP kein pauschales Tempolimit. Demnach sieht die Forderung folgendermaßen aus: Tempo 30 muss überall dort gelten, wo Fußgänger durch mangelhafte Infrastruktur in Gefahr sind. In abgesicherten Zonen könnten Autos dann auch wieder mit 50 Kilometern pro Stunde unterwegs sein.
Auch wenn wir als Autofahrer uns gegen die Forderung nach Tempo 30 sträuben, muss man zugeben, dass Risikogruppen von einer solchen Maßnahme profitieren könnten. Die hohe Unfallrate bei Fußgängern spricht eine deutliche Sprache. Sicherheitsmaßnahmen sollten andererseits auch in einem ausgewogenen Verhältnis zur Lebensqualität stehen. Somit ist Tempo 30 ein großes Thema, über das sich durchaus diskutieren lässt. Und das tut man auch gerade beim Verkehrsgerichtstag. Dieser findet noch bis morgen statt. Wir werden sehen, zu welchen Ergebnissen man kommt.