Unpünktlichkeit der Bahn auf Rekordhoch – “Hälfte kommt zu spät”

Viele Reisende mit Koffern im Hauptbahnhof in Berlin. Im Hintergrund sieht man eine S-Bahn, die an einem Gleis steht, sowie eine Rolltreppe und Beschilderungen zu den Gleisen.
Symbolbild © imago/Björn Trotzki

Die Unpünktlichkeit der Bahn sorgt für immer mehr Frust bei Reisenden. Im Juni kam bis jetzt fast jeder zweite Zug zu spät. Die Ursachen liegen tief im maroden Schienennetz.

Die Deutsche Bahn rutscht in ein neues Pünktlichkeits-Tief. Immer mehr Züge kommen zu spät, der Frust bei Reisenden wächst und Besserung ist nicht in Sicht.

Unpünktlichkeit bei der Bahn: Fast jeder zweite Zug kommt zu spät

Die Deutsche Bahn steckt in einem Pünktlichkeits-Desaster: Im Juni liegt die Quote der pünktlichen Fernverkehrszüge bisher bei mageren 58 Prozent. Am vergangenen Donnerstag fiel sie sogar auf nur noch 55 Prozent – das heißt: fast jeder zweite Zug war unpünktlich! Zum Vergleich: Im Mai lag der Wert noch bei 62 Prozent, im Februar immerhin bei 66,3 Prozent. Der Trend zeigt eindeutig nach unten.

Die Statistik zählt einen Zug ab sechs Minuten Verspätung als unpünktlich und Zugausfälle werden nicht einmal berücksichtigt. Das Bahn-Chaos ist also in Wahrheit noch schlimmer als die Zahlen zeigen. Im europäischen Vergleich blamiert sich die Bahn damit regelrecht. Während der Shinkansen in Japan oder die Schweizer SBB regelmäßig Pünktlichkeitswerte von über neunzig Prozent erreichen, hinkt Deutschland meilenweit hinterher. Die Gründe? Andere Länder investieren konsequent in moderne Infrastruktur und trennen klar zwischen Fern- und Regionalverkehr – davon ist Deutschland noch weit entfernt.

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Alte Schienen, viele Baustellen und wenig Hoffnung

Die Bahn selbst verweist auf die marode Infrastruktur: Vierzig Prozent des Schienennetzes sind sanierungsbedürftig und zahlreiche Baustellen bremsen den Verkehr aus. Besonders betroffen sind die stark befahrenen Nord-Süd-Korridore, wo es regelmäßig zu Engpässen kommt. Ziel sei es eigentlich, bis 2025 wieder eine Pünktlichkeitsquote von 65 bis 70 Prozent zu erreichen – aktuell wirkt das wie ein Wunschtraum. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) fordert klare Maßnahmen vom Bahn-Vorstand. Und Geld fehlt eigentlich nicht: 110 Milliarden Euro sollen laut Medienberichten bis 2030 aus dem Bundeshaushalt und einem Sondervermögen in das Schienennetz fließen.

Ein Hoffnungsschimmer sind die geplanten Generalsanierungen stark belasteter Strecken, wie beispielsweise der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Bis 2030 will die Bahn rund vierzig solcher Korridore umfassend modernisieren. Doch das bedeutet zunächst noch mehr Sperrungen und noch mehr Frust für die Fahrgäste. Bis die Züge wieder zuverlässig rollen, könnte es also noch Jahre dauern. Bis dahin heißt es: Geduld, Anschluss verpassen und hoffen, dass der eigene Zug nicht auch wieder verspätet ist.