Mit dieser Entwicklung hätte wohl vor Jahren noch keiner gerechnet. Die Mobilitätswende droht zu scheitern, denn scheinbar sind zu wenige E-Ladesäulen in Deutschland genutzt und verkümmern stattdessen am Straßenrand.
Die E-Mobilitätswende schwächelt und das liegt nicht nur an der Krise bei vielen Autobauern und Zulieferern. Auch zu wenige E-Ladesäulen, die von zu wenigen E-Autofahrern genutzt werden, tragen Mitschuld.
Viel gebaut, wenig genutzt – wo der Schein trügt
Rund um die Uhr entstehen neue Ladestationen – an Autobahnraststätten, in Einkaufszentren, auf Dorfparkplätzen. Deutschland hat dabei beim Ausbau der Ladeinfrastruktur mächtig Tempo aufgenommen. Denn über 134.000 öffentliche Ladepunkte installierte man Mitte 2024 bereits, unterstützt von Milliarden-Förderungen. Die Ladeleistung wächst also, das Netz ist inzwischen dichter. Und so entsteht der Eindruck, wer elektrisch fährt, hat immer einen Platz.
Doch der erste Eindruck täuscht. Die Auslastung der vielen neuen Säulen bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Im zweiten Halbjahr 2024 lag die durchschnittliche Belegung bei gerade einmal 17 Prozent – ein leichter Anstieg zum Vorjahr, aber noch immer weit entfernt von einem effizienten Betrieb. Besonders nachts herrscht an Schnell- und Ultraschnellladern gähnende Leere. Nur rund acht Prozent der Autofahrer nutzen sie in diesen Stunden wirklich. Eine Ursache: Viele E-Auto-Besitzer laden bevorzugt zu Hause oder während der Arbeitszeit. Öffentliche Säulen nutzen sie meist nur auf längeren Fahrten.
Wenige E-Ladesäulen in Deutschland wirklich ausgelastet: Gründe überraschen
Ein Blick in die aktuellen Zahlen zeigt: Fast ein Viertel aller öffentlichen Ladepunkte wird überhaupt nicht genutzt. Tausende Anlagen, aufwendig gebaut und gefördert, stehen dauerhaft leer. Nur jeder fünfte Ladepunkt überschreitet überhaupt die ohnehin niedrige Durchschnittsnutzung – Tendenz gleichbleibend. Das Hauptproblem: Beim Ausbau orientieren sich viele Betreiber nicht am tatsächlichen Bedarf, sondern an verfügbaren Fördermitteln. Oft entstehen Ladesäulen dort, wo es politisch erwünscht oder wirtschaftlich lukrativ ist – nicht dort, wo Fahrer sie am dringendsten brauchen. Eine sinnvolle Standortanalyse bleibt vielerorts aus.
Zukunftsfähige Elektromobilität braucht jedoch mehr als bloße Quantität. Neben intelligentem Netzmanagement braucht es ein besseres Verständnis des Nutzerverhaltens – von Ladezeiten über Reichweiten bis hin zu Pendlerströmen. Auch private Ladeoptionen sollte man gezielter fördern, um die öffentliche Infrastruktur zu entlasten.