Zuwachs: Deutsche besitzen immer mehr Autos – “Statt Fahrrad”

In einer idyllischen grünen Vorstadt mit zahlreichen Einfamilienhäusern sieht man mehrere Einfahrten samt geschlossenen Garagen, vor denen schicke, teure Autos stehen.
Symbolbild © istockphoto/benedek

Deutschland ist immer noch ein Autoland, trotz der aktuellen Krise der Automobilindustrie. Laut Zahlen aus diesem Jahr besitzen Deutsche tatsächlich immer mehr Autos – und relativ wenige Fahrräder.

Autos boomen in Deutschland, doch ihre Nutzung sinkt. Welche Trends und Entwicklungen hinter diesem Paradoxon stecken, ist sehr spannend. Wieso besitzen Deutsche immer mehr Autos, aber weniger Fahrräder, wo der Umweltschutz für viele doch an erster Stelle steht? Und wieso sinken die Absatzzahlen der Autobauer insgesamt trotzdem?

Deutschland im Wandel der Mobilität

Die Zahl der Autos in Deutschland erreicht neue Rekordhöhen: Anfang 2024 kamen insgesamt unglaubliche 580 Pkw auf 1.000 Einwohner – eine Steigerung um zwei Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt summiert sich der Bestand somit auf beeindruckende 49,1 Millionen Pkw in der Bundesrepublik. Bedenkt man, dass die Fahrzeughalter Erwachsene sein müssen, von denen es ca. 51 Millionen in Deutschland gibt, ist die Zahl noch beeindruckender. Spannend dabei ist: Trotz dieses Wachstums werden die Fahrzeuge aber überraschenderweise weniger genutzt als früher.

Im Jahr 2023 legten die Autos hierzulande insgesamt 591 Milliarden Kilometer zurück, 39 Milliarden Kilometer weniger als noch 2018. Pro Pkw entspricht das einer Jahresfahrleistung von 12.320 Kilometern – fast 1.800 Kilometer weniger als 2014. Experten deuten diesen Rückgang als Zeichen für eine veränderte Mobilitätskultur, in der Alternativen wie Bahn und Rad an Bedeutung gewinnen. Der Absatz von Fahrradherstellern sank insgesamt aber nach Corona etwas, was sich auch in so einigen Schließungen und Pleiten in dieser Branche widerspiegelt.

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Unterschiedliche Autonutzung in der Stadt und auf dem Land

Die Mobilität in Deutschland zeigt außerdem ein klares Stadt-Land-Gefälle. In Städten wie Berlin mit nur 329 Autos pro 1.000 Einwohnern sind Mikromobilität und ein gut ausgebauter Nahverkehr entscheidend. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt hier oft bis zu acht Privatwagen und bietet vor allem jüngeren Menschen eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. In ländlichen Regionen, wo lediglich 655 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner registriert sind, bleibt das Auto hingegen unverzichtbar.

Zukunftsweisend sind zudem neue Technologien wie Elektroautos und autonome Fahrzeuge. Gleichzeitig bieten innovative Konzepte wie Mobilitätsbudgets, die eine flexible Nutzung verschiedener Verkehrsmittel ermöglichen, nachhaltige Alternativen. Experten sehen die Lösung in einem ausgewogenen Mobilitätsmix. Während Städte verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel setzen, sind Investitionen in Straßen und Infrastruktur im ländlichen Raum essenziell. So könnte Deutschland eine Mobilitätsstrategie entwickeln, die gleichzeitig flexibel, effizient und umweltfreundlich ist.