6 Stunden: Erste Bahnhöfe werden mit dem 3D-Drucker gebaut

Der Hauptbahnhof Karlsruhe bei Sonnenaufgang. Die große beleuchtete Fassade des Hauptbahnhofs mit der Uhr ist zu sehen. Der Eingangsbereich ist ebenso beleuchtet und wirkt auf den ersten Blick einladend auf die Reisenden.
Symbolbild © imago/Depositphotos

In der Gestaltung der Infrastruktur gibt es immer wieder große Fortschritte. Diese neue Baumethode für Bahnhöfe sorgt für Staunen. Erste Bahnhöfe entstehen inzwischen tatsächlich mithilfe modernster 3D-Drucker.

Über diese unglaubliche Entwicklung im Bau können wir alle nur staunen. Erste Bahnhöfe entstehen inzwischen in Windeseile mithilfe von 3D-Druckern. Diese Technik könnte schon bald das Bauwesen weltweit revolutionieren.

Wo Effizienz auf neue Ideen trifft und Wunder erschafft

In Japan dreht sich alles um Präzision – vor allem wenn es um den Nahverkehr geht. Wer dort schon einmal mit der Bahn unterwegs war, weiß: Selbst eine Verspätung von 60 Sekunden wird öffentlich angekündigt. Doch was sich kürzlich im ruhigen Küstenort Hatsushima ereignete, geht weit über Pünktlichkeit hinaus. Etwa 100 Kilometer südlich von Osaka steht nun ein Bahnhof, der innerhalb weniger Stunden entstand. Nicht durch klassische Bauweise – sondern mithilfe eines 3D-Druckverfahrens, das mehr ist als eine technische Spielerei. Die rund 530 täglichen Fahrgäste in der Gegend staunten nicht schlecht, als das neue Gebäude über Nacht entstand.

Der Clou: Gedruckt wurde nicht vor Ort, sondern auf Kyūshū – mehr als 800 Kilometer entfernt. Das Start-up Serendix stellte alle Bauteile innerhalb einer Woche her. Danach ging alles ganz schnell: Per Lkw kamen die Module auf die Hauptinsel Honshū, wo das Team sie nach dem letzten Zug um exakt 23:57 Uhr zusammensetzte. Zehn Quadratmeter umfasst der neue Bau, der aus vier verstärkten Modulen besteht – ausgestattet mit Beton und dekoriert mit lokalen Symbolen wie Tchiuo-Fischen. Noch ist der Bahnhof nicht offiziell geöffnet, denn im Inneren laufen bis Juli letzte technische Arbeiten.

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Bahnhöfe aus dem 3D-Drucker: Der Anfang von etwas Größerem mit vielen Vorteilen

Was hier wie ein futuristischer Einzelfall klingt, hat tiefere Ursachen. Japan ringt seit Jahren mit einem akuten Fachkräftemangel im Bauwesen – vor allem in abgelegenen Regionen. Projekte wie jenes in Hatsushima zeigen: 3D-Druck kann fehlendes Personal ausgleichen, Bauzeiten drastisch verkürzen und Kosten halbieren. Besonders interessant ist die Präzision: Statt über Monate eine Baustelle zu betreiben, genügte eine einzige Nacht. Das spart nicht nur Zeit und Geld – es minimiert auch Störungen im Bahnbetrieb. Derartige Schnellbauprojekte könnten künftig auch anderen Ländern helfen, ihre marode Infrastruktur zu erneuern.

Ein zusätzlicher Vorteil liegt im Designspielraum: 3D-Drucker ermöglichen Formen, die mit traditionellen Methoden kaum realisierbar sind. Kurvige Fassaden, verspielte Strukturen und sogar Reliefs – wie hier in Hatsushima – lassen sich ohne großen Aufwand integrieren. Was nun in Japan Realität wurde, könnte als Vorbild für Deutschland und andere Industrienationen dienen – vor allem in Zeiten steigender Baupreise und überlasteter Verkehrsnetze.