Ackern: Rentner sollen noch weiter arbeiten und Wirtschaft stärken

Ein alter Mann arbeitet in einer Halle oder Werkstatt an einer Maschine. Er führt etwas in die Maschine ein. Der Mann trägt einen Blaumann und geht in seinem hohen Alter noch einer schweren körperlichen Arbeit nach.
Symbolbild © istockphoto/monkeybusinessimages

Immer mehr Rentner in Deutschland arbeiten nach dem Ruhestand einfach weiter. Die Hintergründe hinter den Zahlen und die daraus resultierenden Folgen erstaunen.

Das gab es vor ein paar Jahrzehnten eigentlich gar nicht. Immer mehr Senioren und Rentner arbeiten und schuften selbst im hohen Alter weiter. Das ist ein wachsendes Problem, das tiefer reicht, als viele glauben.

Heimlich zurück im Job – was viele über Ältere nicht wissen

Auf den ersten Blick wirken sie wie engagierte Ruheständler, die gerne weiterarbeiten: über 1,1 Millionen Menschen in Deutschland sind jenseits der 67 noch berufstätig. Was nach freiwilligem Aktivsein klingt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen oft als Zeichen wachsender sozialer Not. Denn seit 2004 hat sich diese Zahl vervierfacht, während die Zahl der Rentner insgesamt nur leicht stieg. In Supermärkten, auf Baustellen oder hinter dem Lenkrad – viele Ältere füllen heute Lücken, die eigentlich durch ein solides Rentensystem geschlossen sein sollten. Etliche Rentner genießen den Kontakt zu Menschen oder das Gefühl, gebraucht zu werden. Doch für viele geht es schlicht ums Überleben: Ohne Zusatzverdienst reicht das Geld nicht für Miete, Medikamente und Heizung.

Die gesellschaftliche Debatte dazu flammt regelmäßig auf. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann forderte kürzlich mehr Arbeitsbereitschaft im Rentenalter – woraufhin Kritik laut wurde. Vertreter des Bündnisses Sahra Wagenknecht warfen ihm vor, den Ernst der Lage zu verkennen. Denn wer im Alter noch rackert, tut das oft aus schierer Notwendigkeit, nicht aus Überzeugung. Zudem verschärfen steigende Preise die Lage weiter. Eine warme Wohnung und der Wocheneinkauf sind für viele Senioren längst nicht mehr selbstverständlich.

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Rentner arbeiten immer weiter in Deutschland – was im Ausland längst besser läuft

Erst beim Blick über die Grenzen wird deutlich, wie groß der Rückstand hierzulande ist. In Österreich liegt die durchschnittliche Rente rund 1.000 Euro über der deutschen – bei ähnlicher Erwerbsbiografie. Das dortige System basiert auf einem staatlich gestützten Umlageverfahren mit höherer Rückzahlung und zeigt: Es geht auch anders. Deutschland hingegen kommt im EU-Vergleich schlecht weg: Mit nur rund 49 Prozent des letzten Einkommens liegt die Rentenquote deutlich unter dem Schnitt großer europäischer Länder.

Spanien, Italien und Frankreich schaffen teils über 75 Prozent. Da ist es kein Wunder, dass viele deutsche Rentner zum Job zurückkehren – nicht aus Freude, sondern aus purer finanzieller Not. Zwar kündigte CSU-Chef Markus Söder ein neues Rentenpaket an – inklusive Mütterrente und Frühverrentung. Doch bislang fehlen klare Gesetze und Termine. Die Unsicherheit bleibt.