Alte Karnevalstradition steht vorm Aus – “Neue Rassismusvorwürfe”

Viele Männer und Frauen laufen in Kostümen zu Fasching durch die Innenstadt. Viele Narren tragen Masken, außergewöhnliche Kostüme oder sind geschminkt.
Symbolbild © imago/Silas Stein

Die einen stimmt es traurig, die anderen empfinden diesen Schritt als längst überflüssig: Eine alte Karnevalstradition steht vor dem Aus, denn sie steht unter dem Vorwurf, rassistisch zu sein.

Sie hat eine lange Geschichte und lockt jedes Jahr Tausende in die Stadt. Doch nun soll eine alte Karnevalstradition vor dem Aus stehen, denn der Vorwurf von Rassismus steht im Raum. Während die einen kein Problem sehen, wünschen sich andere eine dringende Anpassung an die heutige Zeit.

Alte Tradition: “Feiern wir hier seit den 1950ern so”

Auf eine lange Tradition kann der Fasching in diesem kleinen Ort zurückschauen. Seit dieser Zeit zieht es Menschen von überall in das Dorf, um diesen besonderen Fasching zu feiern. Wie bei jeder Veranstaltung zum Karneval gibt es auch hier ein Königspaar, das den Umzug anführt. Schöne, bunt geschmückte Wagen und jede Menge verkleideter Karnevalfans tanzen hier durch die Straßen und machen aus dem 6.000-Seelen-Dorf eine Großstadt. Man tanzt, feiert und genießt die fünfte Jahreszeit. In diesem Örtchen steht der Karneval jedoch unter einem besonderen Motto und das Jahr für Jahr. Doch plötzlich musste sich das Dorf dem Rassismusvorwurf stellen und geriet mächtig unter Beschuss.

Vor drei Jahren: Video bringt Stein ins Rollen

Doch vor drei Jahren sollte sich das friedliche Treiben ändern. Eine Besucherin lädt ein TikTok-Video hoch und äußert den Vorwurf, dass es sich hierbei um Rassismus handeln würde. Sie sieht es als schändlich an, dass sich Europäer das Gesicht gelb anmalen und sich somit als Chinesen verkleiden. “Yellow Facing” – wie diese Art der Verkleidung heißt – ist heute nicht mehr zeitgemäß. Chinesen fühlen sich dadurch verurteilt. Somit nimmt das Kaiser-Paar in Dietfurt, wo am 27. Februar, dem Unsinnigen Donnerstag, der “Chinesenfasching” stattfindet, einige Veränderungen vor. Sie selbst und der ganze Ort nutzen für die Herstellung der traditionellen chinesischen Gewänder nun original chinesische Stoffe. Und auch das Bemalen der Gesichter unterbleibt. Zumindest ist dies nicht mehr gewünscht.

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Dennoch weisen die Veranstalter darauf hin, dass man natürlich nicht bei allen Bürgern garantieren könne, dass sie sich das Gesicht nicht gelb anmalen werden. Zudem stelle der Chinesenfasching eine Ehrung der chinesischen Kultur dar. Man mache sich nicht darüber lustig. Die Rassismusvorwürfe haben jedoch dem Besucherstrom keinen Abbruch getan. Denn die Menschen strömen zu Tausenden und Zehntausenden in den Ort, um das Spektakel zu bewundern. Außerdem wird das “Reich der Mitte mitten in Bayern” auch im chinesischen Staatsfernsehen übertragen. Sogar chinesische Kulturvereine schicken Abgesandte nach Dietfurt, um das Spektakel mitzuverfolgen.