Aus dem Jahr 1873: Altes deutsches Traditionswerk ist insolvent

In einer großen Halle werden in mehreren Schritten Türen produziert. Viele Türen in verschiedenen Farben und Größen liegen bereits fertig übereinander. Andere befinden sich mitten im Herstellungsprozess.
Symbolbild © imago/CTK Photo

In Baden-Württemberg steht ein weiteres Unternehmen eventuell kurz vor der Pleite. Ein deutsches Traditionswerk ist insolvent. Nun will man Maßnahmen ergreifen und sich für die Zukunft neu aufstellen.

In den letzten Jahren hat sich die gesamtwirtschaftliche Lage verschlechtert. Ein Unternehmen aus Baden-Württemberg, welches auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken kann, musste ebenso wie viele andere Betriebe mit gestiegenen Ausgaben kämpfen. Trotz aller Bemühungen ist das deutsche Traditionswerk nun insolvent.

Deutsches Traditionswerk geht durch eine Krise 

Die Energiekrise trifft vor allem große Unternehmen mit hohem Energieverbrauch, so wie jetzt auch dieses deutsche Traditionswerk. Nach der Invasion in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland hat es die Wirtschaft in Europa hart getroffen. Russland liefert nämlich kein Gas mehr nach Deutschland, deshalb müssen die Unternehmen und Betriebe seit einiger Zeit tiefer in die Tasche greifen. Bei einer schwierigen wirtschaftlichen Lage kommt es meist zu einer schwindenden Nachfrage, so auch bei diesem Unternehmen. Das deutsche Traditionswerk kämpfte zuletzt mit einer viel niedrigeren Auftragslage als noch zuvor.

Der Betrieb ist in Dutzend Ländern in Europa tätig und hat sich im internationalen Markt einen Namen gemacht. Es liefert hochwertige Pappen für die Verpackungs- und Spieleindustrie weltweit aus. Jahrzehntelang belieferte es namhafte nationale und internationale Kunden. Trotz aller Bemühungen musste der Betrieb nun jedoch Insolvenz anmelden.  

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Nach über 150 Jahren Bestehen auf dem Markt droht das Aus

Insgesamt sind bei dem Pappenhersteller Köhlerpappen GmbH 97 Mitarbeiter beschäftigt. Für sie heißt es erst einmal weiterarbeiten, denn der Betrieb wird nicht stillgelegt, sondern soll vorerst wie gewohnt weiterlaufen. Um das Gehalt müssen sich die Mitarbeiter keine Sorgen machen, denn es ist durch das Insolvenzgeld abgesichert. Noch ist unklar, ob das Unternehmen selbst versuchen wird, die finanziellen Hürden zu beseitigen, oder sich auf die Suche nach Investoren begibt.

Köhlerpappen GmbH, ansässig in Gengen­bacher, kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken. Albert Köhler erwarb zusammen mit Jakob Marz die Gengenbacher Pappenfabrik, die 1873 geschaffen wurde. Im selben Jahr entstand neben der bestehenden Handpappenfabrik eine Strohpappenfabrik. Im Jahr 1893 verließ Marz dann das Unternehmen. Köhler wurde Alleininhaber und hörte nicht auf, den Betrieb voranzubringen. Die Geschichte des Unternehmens reicht sogar bis ins Mittelalter. Die “papiermühlin beym gutleuthaus” stellte von 1490 bis 1705 Papier her, das vor allem an Straßburger Druckereien, aber auch an Händler in Norddeutsch­land, Holland und Belgien geliefert wurde.