Coronavirus: Leere Stadions & abgesagte Konzerte in Baden-Württemberg

Symbolbild

Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Leere Stadionkurven und abgesagte Popkonzerte könnten auch in Baden-Württemberg schon bald ebenso Realität sein wie blankgekaufte Supermarktregale und verschlossene Schulen.

Das neuartige Coronavirus wirkt sich immer stärker auf den Alltag in Baden-Württemberg aus. Während am Montag der Unterricht in weiteren Schulen aus Angst vor Ansteckungen ausfiel, werden nach Empfehlungen von Bundes- und Landesregierung auch Absagen größerer Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern erwartet.

Einen entsprechenden Appell formulierte der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) und schloss sich damit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an. «Es macht keinen Sinn, dass jedes Bundesland unterschiedlich mit den Empfehlungen aus dem Bund umgeht», sagte Lucha. Deshalb werde Baden-Württemberg diesen
grundsätzlich folgen.

Lucha rechnet zudem mit einer zunehmenden Zahl von Infektionen aus Italien und Frankreich. Daher empfehle er den Behörden, die Veranstalter entsprechend der Empfehlungen Spahns zu beraten. Entscheiden müssten aber die Veranstalter oder – in einem entscheidenden letzten Schritt – die Kommunen, sagte ein Sprecher des
Landesministers. Von solchen Absagen betroffen sein könnten unter anderem Bundesligaspiele, Messen und große Konzerte.

Der VfB Stuttgart wird sein Zweiliga-Topspiel gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld dennoch wie geplant am Montagabend (20.30 Uhr) mit Zuschauern ausrichten. «Ausschlaggebend hierfür waren bei der sorgfältigen Abwägung der Güter vor allem polizeiliche Aspekte und Fragen der Sicherheit», teilte das Gesundheitsministerium mit, das
beim Thema Coronavirus die Federführung hat. Viele auswärtige Fans seien schon auf dem Weg nach Stuttgart gewesen.

Im Lauf des Montags wollten weitere Veranstalter im Südwesten über mögliche Absagen oder Verschiebungen entscheiden. Beraten wurde unter anderem in der Stuttgarter Staatsoper und dem Festspielhaus in Baden-Baden. Die für den 21. März geplante Lange Nacht der Museen in Stuttgart wurde abgesagt, die Veranstalter hatten etwa 24 000
Menschen erwartet. Auch die Internationale Bachakademie Stuttgart entschied sich für eine kurzfristige Absage ihrer Bachwoche mit Konzerten und Seminaren. Die Messe in Stuttgart kündigte an, es müssten nach der bereits erfolgten Absage der Bildungsmesse didacta
zunächst keine weiteren Veranstaltungen verschoben werden.

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Gut jedes zweite Unternehmen in Baden-Württemberg spürt einer Umfrage zufolge bereits Auswirkungen der Epidemie auf seine Geschäfte. «Unsere exportorientierte Wirtschaft war natürlich recht schnell von Problemen bei Lieferketten und Geschäftsreisen betroffen», sagte der Präsident des Industrie- und Handelskammertages im Südwesten, Wolfgang Grenke, in Stuttgart. Die bundesweite Umfrage hatte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag initiiert, mehr als 10 000 Betriebe nahmen teil, davon rund 850 in Baden-Württemberg.

Während deutschlandweit 52 Prozent der Unternehmen angaben, bereits Auswirkungen zu spüren, waren es im Südwesten 56 Prozent. 43 Prozent gaben zudem an, die Reisetätigkeit einzuschränken. 38 Prozent haben wegen der Lungenkrankheit Covid-19 Messen oder sonstige Veranstaltungen abgesagt. Mehr als ein Viertel der befragten Südwest-Unternehmen erwarten außerdem als Folge der Corona-Epidemie in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als zehn Prozent.

Das Wirtschaftsministerium will wegen der starken Vorratskäufe von Verbrauchern Ausnahmegenehmigungen von Arbeitszeitregelungen im Handel erteilen – etwa, wenn Regale aufgefüllt werden müssen.

Am Wochenende war die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Virus in Baden-Württemberg sprunghaft auf knapp 200 gestiegen. Zahlen für Montag lagen zunächst nicht vor.

Sorgen bereiten dem Ministerium, den südbadischen Kommunem und den Gesundheitsbehörden neben den Reiserückkehrern aus dem Risikogebiet Südtirol auch die steigenden Fallzahlen aus Südfrankreich sowie dem Elsass. «Es gibt viele Pendler und teilweise unterrichten auch Lehrer aus den Grenzgebieten bei uns», sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Offenburg.